zum Hauptinhalt

Berlin: „Es gibt noch Hoffnung“

Mitarbeiter und Besucher glauben nicht an das Ende

Die Taxifahrer vor dem Flughafen haben die Entscheidung des Gerichts schon ausgiebig diskutiert. „Die Laune ist nicht so gut, aber wir warten noch ab. Es ist doch jedes Jahr das Gleiche“, erzählt Sert Ülkü. Die Taxifahrerin steht seit sechs Jahren am liebsten am Flughafen. „Dieser Flughafen ist auch eine Sucht, hier ist alles ruhiger und familiärer.“ Die 29-Jährige möchte sich nur ungern in die anonymen Taxischlangen in Tegel oder Schönefeld einreihen.

In der Flughafenhalle ist es am Montag ruhig. Keine Menschenschlangen vor den Schaltern, keine Hektik vor dem Abflug. Tempelhof ist schon lange kein normaler Flughafen mehr. Marina Piccolo, die Besitzerin des Cafés „Bottega Piccolo“ ist sich dennoch sicher, dass das Kapitel Tempelhof noch nicht geschlossen ist: „Es gibt noch Hoffnung, es wird ja weiter geklagt und ob der BBI wirklich 2011 kommt, steht noch in den Sternen.“ Dass Tempelhof auch ohne Flugverkehr eine Zukunft hat, glaubt sie allerdings nicht. „Das wird später ein Ruine.“

Noch steht in großen Lettern „Zentralflughafen“ über dem Eingang. Und das ist es, was ihn für viele Reisende so attraktiv macht. Heinz Hetmeier ist gerade aus Brüssel gelandet. Der Regierungsbeamte würde am liebsten immer mitten in der Stadt ankommen. „Tempelhof ist so zentral und hat eine gute Verkehrsanbindung. “ Auch vor dem Café „Air Snack“ ist das Gerichtsurteil Gesprächsstoff. Jam de Baccker diskutiert mit seinen Kollegen die Zukunft des kleinen Flughafens. „Für uns ist es egal, wo wir landen, aber hier gibt es Geschichte, die erhalten bleiben sollte“, findet der belgische Geschäftsmann.

Tempelhof ist auch wegen seiner überschaubaren Atmosphäre beliebt. Barbara Stilson findet „jede Großstadt sollte zwei bis drei Flughäfen haben. Vor allem, da der BBI ja noch gar nicht eröffnet ist.“ Die Arbeit der Reinigungskraft wäre durch eine Schließung nicht gefährdet. Aber die 53-Jährige mag die Stille, wenn sie in Tempelhof durch die Flure wischt. „Ich dachte, ich könnte mich hier zur Ruhe setzen.“

Ebenso ruhig wie im Flughafen geht es im Fliegerladen „Take Off“ gegenüber dem Flughafen zu. Der Besitzer Wolfgang Witzke findet, der politische Wille, Tempelhof zu schließen, sei wirtschaftsfeindlich. Das Argument, Tempelhof sei eine Konkurrenz für den Großflughafen BBI, lässt er nicht gelten. „Das ist eine politische Entscheidung und typisch für Berlin. Machermentalität gibt es hier nicht.“

River Tucker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false