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Berlin: „Es war eine Bedingung der Bank“

Tempodrom-Chefin Irene Moessinger über die Bürgschaft

Frau Moessinger, warum haben Sie und ihr Geschäftspartner Norbert Waehl persönlich mit 1,8 Millionen Euro für den Baukredit gebürgt?

Das war eine Bedingung der Bank, um den Kredit und die Landesbürgschaft zu bekommen. Wir standen damals enorm unter Zeitdruck, weil mit dem Bau schon begonnen worden war.

Welche Sicherheiten hatten Sie denn?

Keine. Wir mussten unsere Eigentumsverhältnisse offen legen und es war ganz klar, dass bei uns nichts zu holen war. Das wussten alle, die Bank und der Bürgschaftsausschuss, der ja über die Vergabe der Landesbürgschaft entschieden hat.

Und das haben die Bank und der Bürgschaftsausschuss akzeptiert?

Ja, die haben uns gesagt, wir sollen uns keine Sorgen machen, das sei nur eine Formalie, schließlich würde ich ja mit meinem Namen und meinem Können bürgen.

Hat man Ihnen denn bei dem jetzt anstehenden Verkauf angedroht, dass sie die 1,8 Millionen Euro nun doch zahlen müssen.

Nein, bisher nicht. Aber die wissen auch, dass wir keinen Privatbesitz haben, weil wir alles in unsere Firma gesteckt haben.

Welche Firma?

Die Tempodrom GmbH, deren Geschäftsführer Norbert Waehl und ich sind. Wir und unsere Firma, die seit 24 Jahren für das Tempodrom stehen, haben von den Krediten keinen Pfennig in Anspruch genommen und arbeiten ohne jegliche öffentliche Förderung.

Ist ihre Firma denn 1,8 Millionen Euro wert?

Das weiß ich nicht. Wir haben zwei Jahre hart gearbeitet. Jetzt schreiben wir eine schwarze Null und sichern mit unserer Firma Arbeits- und Ausbildungsplätze.

Mit der Bürgschaft können Sie aber auch unter Druck gesetzt werden, wenn ein potenzieller Käufer Sie aus dem Tempodrom raus haben will.

Unser Pachtvertrag läuft über 20 Jahre, aber wir sind uns bewusst, dass wir uns mit der Bürgschaft verwundbar gemacht haben. Deswegen versuchen wir auch schon seit zwei Jahren da rauszukommen, aber die Bank lässt uns nicht. Wir stehen jetzt für etwas ein, auf das wir keinen Einfluss mehr haben. Denn die Stiftung Neues Tempodrom, die Eigentümerin des Hauses, ist von der Bank und dem Senat übernommen worden, sie ist quasi Eigentum des Senats.

Befürchten Sie denn jetzt, dass Sie im Zuge der Verkaufsverhandlungen rausgedrängt werden?

Es mag durchaus sein, dass Begehrlichkeiten entstehen, jetzt, wo der Betrieb gut aufgestellt ist. Es ist aber nicht unsere Art, uns auf Horroszenarien zu konzentrieren. Wir machen unsere gute Arbeit weiter. Tsp

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