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Berlin: „Es wird mehr Lehrer für Hauptschulen geben“

Bildungs-Staatssekretär Thomas Härtel setzt auf die Reformierbarkeit der Problemschulen

Die Hauptschulleiter fühlen sich allein gelassen: Sie sollen Aufgaben der Oberstufenzentren übernehmen, ohne mehr Lehrer zu bekommen. Wollen Sie nachbessern?

Ja, es wird natürlich zusätzliche Stellen geben, die das ausgleichen. Wir errechnen derzeit den Mehrbedarf.

Die Schulleiter wollen auch insgesamt mehr Personal, um den Anschluss an die anderen Schulformen nicht zu verlieren. Denn alle anderen bekommen mehr Personal wegen der Verkürzung des Abiturs.

Die Realschulen etwa werden 40 Stellen mehr bekommen. Aber man muss dabei sehen, dass die Hauptschulen bereits jetzt 250 Stellen mehr haben als Realschulen, damit kleinere Klassen eingerichtet werden können. Zudem haben sie über 350 zusätzliche Lehrer für die Förderung von Schülern nicht-deutscher Herkunft und Integrationsmaßnahmen.

Dennoch scheitert jeder dritte Schüler.

Allein mit zusätzlichen Lehrerstellen bekommt man das nicht in den Griff. Die Schulen müssen die vorhandenen Stellen effizienter einsetzen. Es gibt Hauptschulen, die zeigen, wie das geht.

Auch erfolgreiche Hauptschulleiter schlagen Alarm. Sie sollen nach den Ferien erstmals für Neuntklässler, die mit dem regulären Unterricht nicht zurechtkommen, Praxisklassen einrichten, die mehr betrieblich lernen. Keiner weiß, wie das gehen soll.

Die entsprechenden Vorgaben werden derzeit erarbeitet. Geplant ist, dass die Klassenkonferenz eine Empfehlung ausspricht, ob der jeweilige Schüler eher für eine Praxis- oder Stammklasse geeignet ist. Die Eltern entscheiden dann auf Grundlage dieser Empfehlung. Für manche Schüler ist das produktive Lernen in der Praxisklasse eine große Chance.

Aber gibt es denn überhaupt genug Betriebe, die bereit sind, diese Hauptschüler tageweise aufzunehmen?

Zum einen haben wir über die Industrie- und Handelskammer viele Kontakte zu Firmen, die mit Schulen bereits eng zusammenarbeiten. Zum anderen haben die Schulen gut ausgestattete Werkstätten, die diese Möglichkeit bieten.

Kommt in den Praxisklassen nicht das Theoriewissen zu kurz, das man für einen Abschluss braucht?

Im Gegenteil. Manche Schüler brauchen zunächst Erfolgserlebnisse und positive Lernerfahrungen aus der Praxis, um überhaupt bereit zu sein, sich theoretisches Wissen anzueignen.

Das neue Schulgesetz hätte Gelegenheit geboten, die Hauptschulen abzuschaffen. Warum haben sie sich dazu nicht durchgerungen, obwohl die Hauptschulen längst zu „Restschulen“ verkommen sind?

Das bedeutete, sie mit den Real- und Gesamtschulen zu Sekundarschulen zu verschmelzen. Daneben gäbe es nur noch Gymnasien. Ein derartiger Schritt war bislang gesellschaftspolitisch nicht durchsetzbar.

War die Koalition nicht zu kleinmütig?

Nein. Wir haben doch auch gute Hauptschulen und wollen sie in ihrem Engagement weiter unterstützen. Sollten wir in einigen Jahren sehen, dass die Praxisklassen und die Kooperation mit Realschulen nichts bringen, dann müssen wir neu entscheiden.

Die Fragen stellte Susanne Vieth-Entus

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