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Berlin: Ethikunterricht – Koalition kommt Kirchen entgegen Trotz des geplanten Pflichtfachs Wertekunde: Landeszuschüsse für

freiwilligen Religionsunterricht werden nun doch nicht gekürzt

In der Diskussion um ein neues Fach Ethikkunde hofft die Koalition auf Einigung mit den Kirchen und kommt ihnen vor allem finanziell entgegen: Auch wenn ein Pflichtfach an den Schulen eingeführt wird, sollen die Kirchen weiterhin Landeszuschüsse für ihren Religionsunterricht bekommen. Das sagten gestern übereinstimmend die Fraktionsvorsitzenden von SPD und PDS. Die Kirchen sollten ihr freiwilliges Angebot an Religionsunterricht aufrechterhalten und dafür Landeszuschüsse in der Höhe wie bisher erhalten, sagte Carola Freundl, stellvertretende PDS-Fraktionsvorsitzende. „Auch wir beabsichtigen nicht, den Kirchen die Zuschüsse zu kürzen“, stimmte SPD-Fraktionschef Michael Müller zu. Das gilt auch für die Zuschüsse für den Humanistischen Verband und die Islamische Föderation. Die Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften erhalten derzeit 50 Millionen Euro vom Land. Ursprünglich gab es Überlegungen, die Kirchenzuschüsse zu kürzen oder ganz zu streichen, um das neue Pflichtfach zu finanzieren.

Dass die Zuschüsse erhalten bleiben sollen, überraschte die Katholische Kirche. „Das ist das Erste, was wir hören“, sagte der Sprecher des Erzbistums. „Dass die Zuschüsse erhalten bleiben, hat uns der Regierende Bürgermeister in den laufenden Verhandlungen für den Staatskirchenvertrag zugesichert“, sagte Ulrich Seelemann, Präsident des Konsistoriums der evangelischen Landeskirche. Dennoch halten die Kirchen an der Forderung nach einem Wahlpflichtfach fest, bei dem die Schüler zwischen Lebenskunde/Ethik/Religion (LER) und klassischem Religionsunterricht wählen können. Dafür ist auch Schulsenator Klaus Böger (SPD). Alles andere verstoße laut Seelemann gegen die im Grundgesetz zugesicherte positive Religionsfreiheit.

„Geld für das neue Pflichtfach muss wohl aus der bestehenden Stundentafel herausgerechnet werden“, sagte Peter Stadtmüller, der Sprecher der SPD-Fraktion. So sieht es auch die PDS. Sie will das neue Fach von Klasse 7 bis 10 einrichten und in die Stundentafel integrieren. Aus den Grundschulen will man das Fach heraushalten, „um den Grundschulen bei all den jetzigen Umstrukturierungen nicht noch mehr zuzumuten“, sagte Carola Freundl. Außerdem zeigten die Erfahrungen der Kirchen, dass sich Kinder mit 13, 14 Jahren von der Religion abwenden. „Da müssen wir mit dem bekenntnisfreien Wissensfach ansetzen“, so Freundl. Neben dem Wissen über die Weltreligionen will die PDS den Kindern beibringen, „ihre Herkunftsreligion zu relativieren“. Das neue Fach soll nach den Plänen der PDS eine Stunde pro Woche unterrichtet und mit dem Fach Sozialkunde zu einem neuen Fach „Interkulturelle Bildung“ zusammengelegt werden. Die Zusatzstunde sollen die Oberschulen von den so genannten „Pool-Stunden“ abzweigen, die sie eigentlich nutzen sollen, um ihr jeweils spezifisches Schulprofil herauszubilden. Eine solche Konstruktion kann man sich auch in der SPD vorstellen.

„Die Kosten für das neue Fach halten sich in Grenzen“, sagte Carola Freundl. Denn neue Pädagogen soll es dafür nicht geben. Die Geschichts- und Sozialkundelehrer würden sich zwei Semester lang berufsbegleitend fortbilden, etwa an der Universität Potsdam, wo es bereits einen LER-Studiengang gibt. „Lehrer unterrichten auch jetzt schon viel, wofür sie nicht ausgebildet sind“, ergänzte Sieglinde Schaub, PDS-Bildungsexpertin.

Dass sich damit auch an dem umstrittenen Unterricht der Islamischen Föderation nichts ändern würde, stört die PDS-Politiker nicht. Daran könne man sowieso mit keinem der diskutierten Modelle etwas ändern.

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