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Berlin: Etwas zu essen und ein Platz zum Schlafen

Das Nachtcafé für Obdachlose gibt’s seit 15 Jahren Für die Renovierung braucht die Kirche Spenden

So viele Bewerbungen gab es für unsere Weihnachtsspendenaktion noch nie: Mehr als 160 Mappen von sozialen Vereinen gingen ein. Der Spendenverein hat alle sorgsam gesichtet und geprüft. Wegen der großen Nachfrage werden wir in diesem Jahr noch mehr Projekte bedenken. Derweil mehren sich die Anrufe von Lesern, die Sachspenden anbieten oder persönlich helfen wollen. Wir stellen ausgewählte Projekte vor – und bitten Sie, liebe Leser, um Spenden. Heute: das Nachtcafé der Martin-Luther-Kirche für obdachlose Menschen.

„Und Renate? Kleine Portion heute?“, ruft Peter Spanknebel, der gerade Teller balanciert, als eine Frau mit Plastiktüten die Treppe heraufschleicht. Man kennt sich im Obdachlosencafé der Martin-Luther-Kirche in der Fuldastraße in Neukölln. Seit über 15 Jahren werden hier vom 1. November bis 31. März jede Nacht von Freitag auf Samstag Menschen mit dem Nötigsten versorgt: etwas Warmes zu essen, eine Tasse Kaffee, ein trockener Platz zum Schlafen, etwas zum Anziehen. Bis zu dreißig Menschen können hier beherbergt werden. Seit eine ähnliche Einrichtung in der Nähe geschlossen wurde, ist das Asyl jedoch regelmäßig überfüllt.

Spanknebel, studierter Physiker und Sohn des Pfarrers, arbeitet seit gut neun Jahren in dem Obdachlosencafé. Angefangen hat er als Putzkraft, heute ist er der Chef, teilt Erbsensuppe aus, organisiert, delegiert, spricht, betreut, hört zu. „Etwas Menschlichkeit geben“, so beschreibt er seine Aufgabe.

Finanziert wird die Einrichtung vom Bezirksamt. Da die Zuwendungen der Stadt jedoch immer geringer ausfallen, sind die Betreiber auf Unterstützung von Freiwilligen angewiesen. Ehrenamtliche Mitarbeiter packen bereits mit an. Eine notwendige Renovierung ist ohne Spenden allerdings nicht zu finanzieren.

„Der Boden hier muss dringend erneuert werden“, sagt Peter Spanknebel und zeigt auf die Linoleumfliesen, mit denen der Flur und auch der Boden des Schlafsaals bedeckt sind. Darauf liegen zwanzig einfache Isomatten und Decken. „Kein Luxus, aber so müssen die Leute wenigstens nicht erfrieren“, sagt er. Da es für Frauen keinen separaten Raum gibt, hat eine Besucherin ihr Lager hinter einem Kickertisch im Flur aufgebaut.

Was noch fehlt? „Schränke und ein richtiger Stauraum für Konserven und Kleider“, sagt Spanknebel, als er wieder im Speisesaal steht. „Herrenschuhe in den Größen 41 bis 43 und Socken brauchen wir auch immer dringend“, fährt er fort. „Genauso wie einen Spiegel für das Bad“, platzt einer der Übernachtungsgäste dazwischen.

Er sei nur auf der Durchreise und lebe eigentlich in Prag, sagt der Mann, von dem der Einwurf kam, und der fließend Französisch sprechen kann. Er trägt ein schwarzes Jackett, hat Walkmanstöpsel im Ohr. Er sei Musikprofessor, behauptet er. „Manche Geschichten sind glaubwürdiger als andere, aber ich frage da nicht weiter nach“, meint Peter Spanknebel. „Wer den Weg zu uns findet, der bekommt auch etwas zu essen.“

Einen Tisch weiter sitzt Bernhard. Seit 13 Jahren ist er ohne Wohnsitz, lebt mal hier, mal dort. Gerade ist er aus Hamburg zurückgekommen. „Auch hier gibt es schöne Stunden“, brummelt er in seinen Schnauzbart und ist dankbar, dass es Einrichtungen wie die Obdachlosencafés gibt. „Ich weiß nicht, wie viele von uns es ohne die Cafés noch geben würde“, sagt er in Erinnerung an viele harte Winter auf der Straße.

Das Konto: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Kto.- Nr. 25 00 30 942, BLZ 100 500 00. Onlinebanking ist möglich. Notieren Sie Namen und Anschrift für den Spendenbeleg. Internet: www.tagesspiegel.de/spendenaktion.

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