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Berlin: Euro: Vom Ansturm völlig überrascht

Drangvolle Enge in der Schalterhalle, mehr als 100 Menschen stehen in der Schlange, die sich durch den gesamten Raum windet. Vereinzelt fallen wütende Bemerkungen, kommt es zu Streit über die Reihenfolge.

Drangvolle Enge in der Schalterhalle, mehr als 100 Menschen stehen in der Schlange, die sich durch den gesamten Raum windet. Vereinzelt fallen wütende Bemerkungen, kommt es zu Streit über die Reihenfolge. Viele haben dicke Umschläge in den Händen. Sie alle wollen Geld umtauschen - europäische Währungen in neue Euros. Denn die Landeszentralbank in der Kurstraße am Gendarmenmarkt ist die einzige Bank in ganz Berlin, die dafür keine Gebühren nimmt. Doch dort ist man nicht vorbereitet. Nur eine einzige Umtauschkasse ist geöffnet. Mit viel Zeit muss bezahlen, wer die Gebühren sparen will. Mehrere Stunden sind keine Seltenheit.

Zum Thema OnlineSpezial: Der Euro kommt Euro-Countdown: Die Serie im Tagesspiegel Euro-Memory: Passende Euro-Pärchen finden Ted: Der Euro - mehr Vor- oder mehr Nachteile? "Es ist eine Unverschämtheit", findet Frank Witt. Seine Bank wollte 30 Prozent Gebühren für den Umtausch der Währungsreste aus Urlauben, die er jetzt wutentbrannt wieder mitnimmt. Gerade hat er nach langer Wartezeit in der Schlange erfahren, dass er noch zwei Stunden anstehen soll, wenn er gebührenfrei wechseln will. Auch der nächste Wartende findet den Vorgang unglaublich. Einige Millionen Lire will Johannes Grabe wechseln, "da gehen solche Gebühren doch richtig ins Geld". Dabei ist der große Stau so überraschend gar nicht gekommen. Peter Papst ist regelmäßig für seine Firma hier: "Das Gedränge nimmt seit etwa drei Wochen ständig zu."

Zentralbankdirektor Dirk Bauer erklärt den einzigen offenen Schalter damit, dass die Zentralbank für den öffentlichen Kleinkundenverkehr gar nicht eingerichtet ist. "Wir arbeiten ohnehin schon in drei Schichten, weil wir die Berliner Wirtschaft mit Euros ausstatten müssen und für die Rücknahme der D-Mark zuständig sind." Doch nach den Bestimmungen der Europäischen Währungsunion müssen die Landesbanken den Geldwechsel gebührenfrei abwickeln. Jetzt sind sie auf einmal die einzigen. "In Berlin führt das zu einer Extremsituation", beklagt Bauer. Er verspricht, dass künftig auch Nachmittags mehrere Kassen geöffnet werden. Ansonsten kann Dirk Bauer nur einen Trost anbieten: Die europäischen Währungen können noch bis März umgetauscht werden.

ot

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