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Klare Ansage: Berliner Polizisten bei einem Einsatz gegen Hooligans.

© dpa

Europameisterschaft: Hausbesuch bei Hooligans

Die Berliner Polizei hat bislang 60 Gewalttäter persönlich gewarnt – zur EM reisen dürfen sie aber trotzdem. Der Senat fordert die Fußballvereine auf, mehr gegen Ausschreitungen zu tun.

Die Berliner Sicherheitsbehörden warnen derzeit ihnen bekannte Fußball-Hooligans davor, die am Freitag in Polen und der Ukraine beginnende Fußball-Europameisterschaft als Anlass für Gewalttaten zu nehmen. Bislang hat die Polizei bei 60 Männern, die in der Vergangenheit aufgefallen sind, sogenannte Gefährderansprachen durchgeführt. Das sagte Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU) am Dienstag nach der Senatssitzung. Die Männer seien bei Hausbesuchen darauf hingewiesen worden, dass die Polizei ein besonderes Auge auf sie habe und bei Ausschreitungen eingreifen werde. Reisebeschränkungen zur EM habe man aber noch nicht verhängt. Während des Turniers hat Polen wie berichtet die Grenzkontrollen zu den EU-Nachbarn wieder eingeführt, um Hooligans fernzuhalten.

In Berlin zählen die Sicherheitsbehörden insgesamt mehr als 1000 Personen zum Kreis der gewaltbereiten oder Gewalt suchenden Fans, wie Staatssekretär Krömer sagte. Wegen der bundesweit, aber auch in Berlin gestiegenen Ausschreitungen vor und nach Fußballspielen forderte er die Vereine auf, noch mehr gegen Gewalttäter zu tun. „Es ist in erster Linie die Aufgabe der Vereine, die Sicherheit bei Fußballspielen zu gewährleisten“, sagte er. „Wir wollen die Stadien nicht zu Hochsicherheitstrakten machen.“ Er bekräftige den Appell der Innenministerkonferenz von vergangener Woche, dass der Deutsche Fußballbund und die Deutsche Fußballliga mehr unternehmen müssten, um die Gewalt einzudämmen. Zuletzt hatte es vor knapp einem Monat beim Relegationsspiel zwischen Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf größere Ausschreitungen in Berlin gegeben. Betrunkene Anhänger beider Vereine hatten sich schon vor dem Spiel attackiert, 39 Randalierer waren festgenommen worden.

Der deutsche EM-Kader in unserer Bildergalerie:

Nach Einschätzung der Innenverwaltung gibt es im Umfeld von Hertha rund 350 gewaltbereite Fans („Kategorie B“) sowie 47, die als „Gewalt suchend“ eingeschätzt werden („Kategorie C“). Bei Union sind es 400 gewaltbereite und 25 Gewalt suchende Fans, beim BFC Dynamo werden 350 gewaltbereite und 75 Gewalt suchende Hooligans gezählt.

Besondere Sorgen macht den Sicherheitsbehörden zudem die zunehmende Gewalt in den unteren Ligen und im Jugendbereich. So sei in der vergangenen Saison eine „ganze Fülle“ von Fällen dokumentiert, in denen gerade bei Kinder- und Jugendspielen „prügelnde Väter“ Ausschreitungen provoziert hätten, ohne dass die Vereine adäquat reagiert hatten, wie Krömer beklagt: „Wir brauchen mehr Problembewusstsein.“

Das Problem dürfte durch den Abstieg von Hertha in die zweite Bundesliga eher zu- als abnehmen. Dadurch stehen in Berlin in der kommenden Saison viele von der Polizei als Risikospiele eingeschätzte Begegnungen gegen Vereine mit großer Hooligan-Szene an, so gegen Dynamo Dresden, St. Pauli, Köln, Braunschweig und Union.

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