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Protest für bessere Pflege. Am Sonnabend demonstrierten Krankenschwestern und Pfleger der Charité am Alexanderplatz.

© DAVIDS

Europas größte Universitätsklinik in Berlin: Charité entscheidet über ihren Chef

Der Aufsichtsrat der Charité soll den Vertrag von Max Einhäupl verlängern – am Montag tagt das Gremium dazu. Die Tarifrunde für die Pflegekräfte geht derweil weiter, am Alexanderplatz protestierten sie am Sonnabend mit einem Flashmob.

Für die Charité werden in der kommenden Woche an mehreren Fronten die Weichen gestellt. Zunächst wird am Montag auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrates beschlossen, ob Karl Max Einhäupl die größte Universitätsklinik Europas für eine zweite Amtszeit leiten wird. Dem Vernehmen nach hat Einhäupl in den vergangenen Monaten vom Senat mehr Spielraum bei der Führung der landeseigenen Klinik verlangt. Ein Nachfolger wird derzeit an der Spitze der ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken gesucht. Vor wenigen Monaten war deren Chef Joachim Bovelet nach langem Streit mit dem Senat zurückgetreten. Er soll sich durch den Senat gegängelt gefühlt haben.

Max Einhäupl verlängert womöglich nur um drei Jahre - üblich wären fünf

Die verschuldete Charité hat turbulente Jahre hinter sich – und noch eine Komplettsanierung bei laufendem Betrieb vor sich. Die Vorsitzende des Charité-Aufsichtrates ist Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD), deren Sprecher am Wochenende lediglich sagte, dass sich der Aufsichtsrat für eine Vertragsverlängerung ausgesprochen habe. Entschieden werde aber erst am Montag, Details nannte er nicht. Ähnlich äußerte sich ein Charité-Sprecher.

Klinikintern wird davon ausgegangen, dass Einhäupls neuer Vertrag die Möglichkeit festhält, schon nach drei Jahren auszuscheiden – ob dies auf Einhäupls Wunsch oder dem des Senats hin geschieht, ist unklar. Beide Seiten könnten so bei Streit den Posten schneller neu besetzen lassen. In der Wissenschaft üblich sind fünfjährige Amtsperioden. Als wahrscheinlich gilt, dass der 66 Jahre alte Neurologe allerdings eine Ausscheidungssumme bekommt, sollte der Aufsichtsrat den Chefposten schon nach drei Jahren neu besetzen wollen. Einhäupl selbst ist derzeit im Urlaub, wird Montag aber zurückerwartet.

Karl Max Einhäupl, der Neurologe ist 66 Jahre alt und leitet die größte Universitätsklinik Europas: An der Charité arbeiten fast 16.000 Schwestern, Pfleger, Ärzte und Techniker.
Karl Max Einhäupl, der Neurologe ist 66 Jahre alt und leitet die größte Universitätsklinik Europas: An der Charité arbeiten fast 16.000 Schwestern, Pfleger, Ärzte und Techniker.

© dapd

Bald ziehen die Patienten aus dem bekannten Bettenturm der Charité aus

In der kommenden Woche startet auch der seit Jahren vorbereitete Umzug auf dem Campus in Mitte: Der marode Bettenturm in der Luisenstraße wird komplett saniert und bis Ende dieses Jahres geräumt. Weil die Klinik aber nicht auf Patienten und daraus resultierende Einnahmen verzichten will, wird ein Teil der 800 Betten aus dem Hochhaus in einen modernen Interimsbau nebenan verlegt. Noch im August dürften die ersten Patienten in dem Neubau behandelt werden. Das neue Gebäude soll bis 2016 in Betrieb bleiben, dann ist laut Bauplan der Bettenturm wieder bezugsfertig.

Schwestern und Pfleger demonstrieren am Alexanderplatz für mehr Personal an der Charité

In dieser Woche werden sich außerdem die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Charité-Leitung konkretisieren. Die Vertreter des Pflegepersonals fordern eine Mindestbesetzung in den Schichten auf den Stationen. In der Normalpflege solle dann etwa eine Schwester für maximal zehn Patienten zuständig sein. Noch kümmert sich eine Pflegekraft in ihrer Schicht oft um mehr als 20 Kranke. Bislang hatte die Klinikleitung abgelehnt, einen Personalschlüssel in die Tarifverträge aufzunehmen, wodurch die Besetzung der Stationen letztlich vor Gericht einklagbar wäre. Am Sonnabend hatten Schwestern und Pfleger am Alexanderplatz für mehr Personal demonstriert.

Etwa 1,3 Milliarden Euro Umsatz macht die Charité im Jahr. Rund 5,2 Millionen Euro Überschuss hat sie 2012 erwirtschaftet, das Geld kommt von den Krankenkassen der Patienten. Allerdings braucht die Klinik zusätzlich zu dem genehmigten Geld für die Sanierung eigenen Berechnungen zufolge weitere 600 Millionen Euro. Laut Gesetz müsste dafür der Senat aufkommen. Der hat bislang nur den Forschungszuschuss für die Klinik etwas erhöht.

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