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Berlin: Europaschulen: Zweisprachig in die schulische Sackgasse?

An den Europaschulen wächst die Unruhe. Im achten Jahr seit ihrer Gründung wissen die Eltern noch immer nicht, welche Schulabschlüsse ihre Kinder am Ende in der Tasche haben können.

An den Europaschulen wächst die Unruhe. Im achten Jahr seit ihrer Gründung wissen die Eltern noch immer nicht, welche Schulabschlüsse ihre Kinder am Ende in der Tasche haben können. Neuerdings wird sogar die gymnasiale Oberstufe infrage gestellt. Dann müssten die Schüler in die "normalen" Oberstufen ohne bilinguales Programm wechseln. Unter diesen Umständen halten viele Eltern die jahrelange hohe Belastung durch den zweisprachigen Unterricht nicht mehr für gerechtfertigt. Es geht um rund 3700 Kinder - und jedes Jahr kommen hunderte hinzu.

Die Hiobsbotschaft in Sachen Oberstufe erhielten die Betroffenen kürzlich eher zufällig auf einer Informationsveranstaltung der Europa-Union Berlin. Dort wurde deutlich, dass es in der Senatsschulverwaltung umstritten ist, ob es überhaupt finanzierbar und organisierbar ist, in allen Partnersprachen ein entsprechendes Kursangebot in den Klasse 11 bis 13 auf die Beine zu stellen. Denn die Oberstufen der Europaschulen wären wesentlich kleiner als üblich. Selbst wenn man das Wahlangebot halbierte, würden die Kurse kleiner und kostspieliger.

Dabei geht es keineswegs um "Peanuts", denn die - auch überregional viel beachtete - "Staatliche Europa-Schule Berlin" gibt es bereits für neun Sprachen: Zu Englisch, Französisch und Russisch kamen im Laufe der Jahre Italienisch, Türkisch, Spanisch, Griechisch, Portugiesisch und Polnisch hinzu. Das Angebot wurde bewusst ausgeweitet, weil es den Bildungsstandort "Berlin" erheblich stärkt und für das mobile und zweisprachige Kleintel besonders attraktiv ist. Nun aber drohen viele Familien damit, ihre Kinder aus dem Modell herauszunehmen, weil sie klare Perspektiven wollen.

Diese aber sind zurzeit nicht zu bekommen. Erst müssten noch "Bedarf und Interessenlage" geklärt werden, sagte jetzt ein Sprecher der Senatsschulverwaltung. Im übrigen sei es ja auch "erst in zwei Jahren" soweit, dass die ersten Europa-Kinder in die elfte Klasse kämen. In Sachen "ausländische Abschlüsse" verhandele man zunächst mit der russischen und britischen Botschaft.

Hier dürften noch einige Probleme auf die Senatsverwaltung zukommen. Sie hat zwar vom Abgeordnetenhaus schon 1997 den Auftrag bekommen, die entsprechenden Abschlüsse zu sichern. Allerdings liegt der Schlüssel dazu nicht nur bei ihr, sondern auch in den Partnerländern. Dem Vernehmen nach sind etwa die Briten "nicht sonderlich interessiert" daran, die Abschlüsse der englischen Europaschulen als adäquat anzuerkennen. Einfacher dürfte es mit den Franzosen werden, die schon an drei Berliner Gymnasien das französische Abitur abnehmen. Ganz anders stellt sich das Problem etwa bei den Türken oder Spaniern: Dort sind die Hürden für die Hochschuleignung geringer als in Deutschland, so dass es mit der Anerkennung des deutschen Abiturs keine Probleme geben dürfte.

Inzwischen haben auch die Abgeordneten erkannt, dass diese Fragen dringend geklärt werden müssen. In der nächsten Parlamentssitzung muss Schulsenator Klaus Böger (SPD) eine entsprechende Anfrage der CDU beantworten. Die Bündnisgrünen wollen eine Anhörung von Fachleuten im Schulausschuss beantragen.

In der vergangenen Ausschuss-Sitzung konnten die Fraktionen bereits erfahren, dass die im Aufbau befindliche Internationale Gesamtschule Berlin in Steglitz auf jeden Fall Highschool-Diplome wird vergeben können, obwohl sie erst aus einigen wenigen Jahrgängen besteht und nicht gerade unter der Nachfrage zusammenbricht. CDU und Bündnisgrüne haben für diese "Ungleichbehandlung" zum Nachteil der Europaschulen kein Verständnis.

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