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© Heinrich

Europawahl: Kuchen backen, Gitarre spielen, in der Badewanne entspannen

Zwischen Hoffen und Bangen vor den ersten Hochrechnungen – so verbrachten die Berliner Kandidaten den Wahltag.

Kuchen backen beruhigt die Nerven. Und ihr Käsekuchen ist in ihrem Familien- und Freundeskreis heiß begehrt. Den hat Dagmar Roth-Behrendt auch am Sonntagvormittag gebacken. Selbst nach 20 Jahren Europapolitik in Straßburg und Brüssel ist die erfahrene Europapolitikerin am Wahlsonntag sehr aufgeregt. „Am Sonnabend geht es langsam los“, sagt die SPD-Politikerin, die 1989 das erste Mal ins EU-Parlament einzog. Den Wahlsonntag verbringt die 56-Jährige im Kreis ihrer Familie, liest am Morgen in Ruhe Zeitung, geht in ihrem Wahlkreis in Groß Glienicke wählen und steht gemeinsam mit ihrem Mann in der Küche, backt und kocht. „Ich mache mir einen faulen Tag. Das ist nach dem Wahlkampf notwendig und beruhigend.“ Unterstützung erhält sie von vielen Freunden, die ihr SMSe mit Glückwünschen schicken. Am späten Nachmittag fährt Dagmar Roth-Behrendt zur SPD-Wahlparty ins Willy-Brandt-Haus und wartet gespannt auf die ersten Wahlergebnisse. (sib)

Auch die Kandidatin der Linken, Martina Michels, lässt den Sonntag ruhig angehen. Sie sei schon „sehr nervös“, wie sie zugibt. Im Gegensatz zur SPD-Kandidatin muss sie nämlich um ihr Ticket nach Europa bangen. Sie hat tagsüber ihre beiden Töchter und „die Oma“ um sich versammelt. Gemeinsam machen sie einen „Rundgang“ zu den jeweiligen Wahllokalen. Dann essen sie zu Mittag, und am Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen mit ein paar Freunden, die sich bei Martina Michels in ihrer Friedrichshainer Wohnung angemeldet haben. Wie die anderen Kandidaten auch, wartet die 53-jährige Politikerin auf der Wahlparty der Linken in der Kulturbrauerei am Abend auf die Wahlergebnisse. (sib)

Was die Nerven anbelangt, so fühlt sich Joachim Zeller eher von seiner Gitarre als von der Küche angezogen. Entspannung hatte der CDU-Spitzenkandidat nötig, und nicht nur, weil der Wahlkampf in den letzten Tagen „stressig“ war, wie er sagt. Am Sonntagvormittag war Zeller mit seiner Frau im Gottesdienst, dann gleich wählen in der Rosenthaler Straße. Mittags informierte er sich über die Wahlbeteiligung – was er hörte, dämpfte seine Stimmung. Zehn Prozent in Berlin – das fand Zeller politisch und persönlich eher unerfreulich. Sein Mandat ist dem Mann, der nach 17 Jahren in der Berliner Kommunalpolitik ein Mandat im EU-Parlament anstrebt, nicht sicher. Den Nachmittag verbrachte Zeller mit seiner Frau – und seiner Akustik-Gitarre, was der Nervenberuhigung diente. Zeller spielt eine „Dobro“ – eine Gitarre, die vor allem im Jazz und im Blues gern gespielt wird. Um so spannender sollte der Abend werden. Zeller war erst zur Landes-CDU-Wahlparty in der Wallstraße verabredet, später wollte er ins Konrad-Adenauer-Haus. (wvb)

Auch die Berliner FDP-Kandidatin Alexandra Thein machte am Sonntag nur kurz Pause von der Politik. Die Rechtsanwältin zog sich kurz aus der Öffentlichkeit zurück, um sich, wie ein Mitarbeiter sagte, in der Badewanne zu entspannen. Thein hatte den EU-Wahlkampf neben ihrer Arbeit in einer Anwaltskanzlei betrieben – da musste am Sonntag Pause sein. (wvb)

Grünen-Kandidat Michael Cramer hatte ein kurzweiliges Tagesprogramm: In seinem Kalender stand die Sternfahrt. Wenn dem Grünen-Verkehrsfachmann etwas noch wichtiger ist als die Bahn, dann sind es gute Wege für die Radler. Cramer nahm die Sternfahrt auch als Demo gegen die Verlängerung der A 100 Richtung Treptow. Und genoss anschließend die Fahrt auf dem bereits gebauten Autobahnabschnitt durch Neukölln und Tempelhof. Hinterher erinnerte er daran, dass nur 0,9 Prozent der EU-Verkehrsförderung in Radverkehr fließen, während der Straßenverkehr 60 Prozent erhält. Auch um das zu ändern, will Cramer wieder ins Parlament. (obs)

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