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Eva Renzi: Tod eines Glamourgirls

Sie wollte immer mehr sein als die schöne, begabte Schauspielerin. Eva Renzi, Glamourgirl der 60er Jahre, sorgte oft mit zorniger Kritik an unserer Gesellschaft für Aufsehen.

Berlin (16.08.2005, 16:00 Uhr) - Ob sie über Misshandlungen im Meditationszentrum der indischen Bhagwan-Sekte berichtete oder für die bessere Aufarbeitung der NS-Geschichte kämpfte - sie mischte sich in die gesellschaftspolitischen Diskurse der Zeit ein. Am Dienstag erlag Renzi im Alter von 60 Jahren in Berlin einem Krebsleiden. Das teilte der Anwalt der Familie der Deutschen Presse-Agentur mit.

Sie habe stets ihren Ekel und ihren Hass, vor allem auf ihren Vater aus sich herausschleudern wollen, sagte Renzi, die eine unglückliche Kindheit durchlitt, einmal. «Stattdessen habe ich ganz schnell ein Image verinnerlicht, bei dem nur mein Aussehen zählte, das Hübsche, hoch Aufgeschossene, Attraktive», verriet Renzi, die lange Jahre mit dem Schweizer Schauspieler Paul Hubschmid verheiratet war. Der schnellen Karriere ihrer Tochter Anouschka, die aus einer anderen Beziehung hervorging, stand die Mutter deshalb lange skeptisch gegenüber - das Verhältnis zur Tochter war bis zuletzt getrübt.

Als Evelyn Renziehausen wurde Renzi am 3. November 1944 in Berlin geboren. Der Vater, ein dänischer Mayonnaise-Fabrikant, und die französischstämmige Mutter ließen sich scheiden, als sie erst drei Jahre alt war. Das Mädchen wuchs in Internaten und Klosterschulen auf und schlug sich später unter anderem als Telefonistin, Hostess, Platzanweiserin und Fotomodell durch. Daneben absolvierte sie eine Schauspielausbildung bei Else Bongers in Berlin.

1964 erhielt Renzi ihr erstes Engagement im Ensemble von Erwin Piscator an der Freien Volksbühne Berlin. Nach der Geburt ihrer Tochter Anouschka wollte sie als allein erziehende Mutter in die USA gehen. Doch der Journalist und Drehbuchautor Will Tremper engagierte sie für den Film «Playgirl»: Mit der Geschichte eines Mädchens auf der Suche nach der Liebe des Vaters kam der Durchbruch beim Film.

Renzi wurde von der Kritik als «Mischung aus Julie Christie und Ingrid Bergman» bejubelt. In vier Jahren drehte sie zehn Filme, unter anderem mit Paul Hubschmid, in den sie sich verliebte. In Las Vegas heirateten die beiden 1967 und galten trotz des Altersunterschieds von 24 Jahren fortan als Traumpaar des deutschen Films.

An ihrem neuen Wohnort Hollywood hatte die eigenwillige Renzi schnell Probleme mit ihrem Star-Image und lehnte unter anderem eine Rolle als James-Bond-Girl an der Seite von Sean Connery ab. In Deutschland suchte sie sich einen eigenen Freundeskreis und rebellierte gegen «das Luxusleben, die Nazis, die Deutschen überhaupt». 1973 brach Renzi zu einer mehrmonatigen Reise nach Indien auf. Nach ihrer Rückkehr warf sie dem Meditationszentrum der Bhagwan- Sekte Drogenmissbrauch sowie Misshandlungen vor und sorgte damit für Schlagzeilen.

Vor allem im Ausland drehte Renzi Fernsehfilme. 1971/72 war sie im US-Fernsehen der weibliche Star in der Serie «Primus». In der Schweiz moderierte sie sechs Folgen der Talk-Show «Heute für Leute». Im französischen Fernsehen sah man sie zwischen 1979 und 1981 als Jenny in der Reihe «Papa poule». 1980 spielte sie die Hauptrolle in dem Film «La fille prodique» von Jacques Doillons.

Im deutschen Fernsehen war Renzi in den 80er Jahren unter anderem in den Serien «Das Waldhaus», «Peter Strohm» und «Das Erbe der Guldenburgs» zu sehen. Daneben trat sie immer wieder am Theater auf und absolvierte zahlreiche Tourneen. 1980 wurde ihre schon Jahre zuvor zerbrochene Ehe mit Paul Hubschmid geschieden.

1983 sorgte Renzi für Schlagzeilen, als sie bei den Bad Hersfelder Festspielen angeblich den damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens als «alten Nazi» bezeichnete und ihr Engagement daraufhin gekündigt wurde. In Bad Hersfeld nahm sie auch als Rednerin bei einer Kundgebung gegen ein Treffen ehemaliger SS-Angehöriger teil. (tso)

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