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Wolfagng Huber

© ddp

Berlin: Evangelische Kirche wählt neuen Bischof

Wolfgang Huber geht im Herbst in den Ruhestand. Am Freitag soll sein Nachfolger gewählt werden. Drei Kandidaten bewerben sich um das Amt

Rauchzeichen wie bei der Wahl eines neuen Papstes werden nicht aufsteigen. Spannend wird es trotzdem, wenn am morgigen Freitag die Parlamentarier der evangelischen Landeskirche in der St. Bartholomäuskirche in Friedrichshain zusammenkommen, um den neuen Bischof für die nächsten zehn Jahre zu wählen, den Nachfolger von Wolfgang Huber. Der 66-Jährige bleibt noch bis November Berliner Bischof, bis auch ein Nachfolger für sein Amt als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt ist. Dann geht Huber nach 15 Jahren Amtszeit in den Ruhestand.

Es wird spannend, weil die drei Bischofskandidaten sehr unterschiedliche Profile haben, der Sieger aber zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigen muss, also mindestens 80 der 123 Kirchenparlamentarier von sich überzeugen muss. Kircheninsider erwarten deshalb, dass mehrere Wahlgänge nötig sein werden. Das Ergebnis dürfte frühestens am Freitagabend feststehen. So viel scheint jetzt schon klar zu sein: Nach 15 Jahren mit dem politisch und intellektuell versierten und durchaus polarisierenden Wolfgang Huber an der Spitze wünschen sich viele Kirchenparlamentarier nun „eher einen Seelsorger-Typ“ im Bischofsamt, einen „warmherzigen“ Menschen, der vermitteln und integrieren kann. Denn die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oberlausitz mit ihren 1,2 Millionen Mitgliedern ist 20 Jahre nach dem Mauerfall immer noch gespalten, wie zuletzt die Abstimmung über Pro Reli gezeigt hat. Während im Westteil Berlins viele Pfarrer das Anliegen unterstützt haben, konnten im Osten viele mit der Forderung nichts anfangen, dass es Religionsunterricht als Pflichtfach in den Schulen geben müsse.

Aber nicht nur zwischen West und Ost gehen die Wahrnehmungen auseinander, auch zwischen Stadt und Land. Rüdiger Sachau, der Direktor der Evangelischen Akademie in Berlin, wurde von den Berliner Großstädtern als Bischofskandidat aufgestellt, ebenso die Münchner Uni-Professorin Johanna Haberer. Der Koblenzer Superintendent Markus Dröge wurde von der ländlichen Fraktion in Brandenburg und Görlitz vorgeschlagen, die ihm vor allem wegen seiner 20-jährigen Erfahrung als Gemeindepfarrer viel zutrauen.

Maximal fünf Wahlgänge soll es am Freitag und Sonnabend geben. Steht dann kein Sieger fest, muss das Bischofswahlkollegium neue Bewerber suchen. Einige halten das für nicht unwahrscheinlich. Auch Wolfgang Huber wurde vor 15 Jahren erst im zweiten Durchlauf aufgestellt und mit großer Mehrheit gewählt. Als Kandidat für einen zweiten Anlauf wird der 47-jährige, dynamische Ralf Meister gehandelt, der seit einem Jahr Generalsuperintendent in Berlin ist, sozusagen der hiesige Regionalbischof. Wenn der öffentlichkeitswirksame Bischof Huber abtritt, wird Meister sowieso eine zentrale Rolle zukommen, egal wie der neue Mann oder die neue Frau ganz oben heißen wird.

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