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Berlin: Ewigkeit heißt auch Zukunft Ein Gottesdienst am Totensonntag

im Gemeindezentrum Zionskirche

Die Letzten trudeln um Viertel nach zehn ein, das stört hier niemanden. Viele kennen es wahrscheinlich nicht anders – an der Uni gibt es doch auch das akademische Viertel. Ora cum tempore, sozusagen. Die Gottesdienstbesucher im Gemeindezentrum der Zionskirche sind für hiesige Kirchenverhältnisse ungewöhnlich jung. Studenten, Schüler, auch junge Eltern mit ihren Kindern sind gekommen. Kein Wunder, das Einzugsgebiet der Gemeinde ist Mitte und Prenzlauer Berg. Wie will man sich da, bei so viel tobendem Leben, auf das Thema Tod einlassen? Eine schwierige Aufgabe für Pfarrer Veit Böhnke am Totensonntag – oder Ewigkeitssonntag, wie es offiziell heißt. Als Böhnke die Namen der im ausgehenden Kirchenjahr verstorbenen Gemeindemitglieder vorliest, geben zwei Kleinkinder im Saal Kontra. „Bajajaja“ tönt es aus der einen, „Dadada“ aus der anderen Ecke. Dann wird es aber doch besinnlich. Und als Böhnke anbietet, jeder könne nach vorne kommen und eine Kerze für einen Verstorbenen anzünden, müssen bald Teelichter nachgeholt werden. In der Predigt geht es um die Zukunftsvision des Propheten Jesaja. Ewigkeit heißt ja auch Zukunft. Und die wird paradiesisch, weiß man als Christ. Leider könne es einen schier verrückt machen, sagt Böhnke, dass alles immer erst „dann und dort“ besser werden soll, aber nie „jetzt und hier“. Das sei manchmal schwer auszuhalten, bei persönlichen Katastrophen wie auch bei allem, was in der Welt schief läuft. Aber die Sehnsucht nach einer besseren Zukunft könne „auch Kraft für die Gegenwart geben“, findet Veit Böhnke. Und sei es nur Kraft, um am Montag in die neue Woche zu starten. Oder ins neue Kirchenjahr.

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