zum Hauptinhalt
Angeschlagen. Der ehemalige Boxer Graciano „Rocky“ Rocchigiani ist in finanziellen Schwierigkeiten.

© Fotos: Arno Burgi / dpa

Ex-Profiboxer: Rocchigiani Boxpromotion meldet Insolvenz an

Der ehemalige Boxer Graciano Rocchigiani ist in finanziellen Schwierigkeiten. Er steht aber schon wieder am Ring - als Trainer.

Wenn einer das eherne Gesetz durchbrochen hat, dass ein Boxer von einer Niederlage in einem entscheidenden Fight nie zurückkehrt, dann Graciano „Rocky“ Rocchigiani. Deshalb wird er wohl auch diesen Rückschlag wegstecken: Die „Graciano Rocchigiani Boxpromotion GmbH & Co KG“ hat Antrag auf Insolvenz gestellt, meldet das Amtsgericht Charlottenburg. Die Firma, mit der Rocky seinen eigenen Boxstall aufbauen und die Branche aufmischen wollte, steht vor dem Aus.

„Ick lass’ jetzt boxen“, hatte Rocky dem Boulevard erst vor zwei Jahren erzählt und sich im „Isigym“ – mit fünf Box-Ringen und 2200 Quadratmetern größtes Gym Deutschlands – in Kämpferpose ablichten lassen. Von seinem Alkoholentzug hatte er erzählt und von seinem Traum das neue Format „Rocky sucht den Superboxer“ zu etablieren und dafür innerhalb eines Jahres 25 000 zahlende Abonnenten zu gewinnen. Darüber, Weltmeister zu machen und an die Börse zu gehen, sprach er mit der B.Z. auch.

Sogar die Bühne war nur eine Leihgabe

Nun ist der Traum aus: „Der Geschäftsbetrieb an der Betriebsstätte ist eingestellt“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Herrmann. Das Amtsgericht hat ihn mit der Prüfung des Antrags beauftragt, den der Geschäftsführer der Rocchigiani-Firma Helge Fechner gestellt hatte. Das werde Herrmann zufolge in diesem Fall „etwas länger brauchen“. Die Beteiligten seien kooperativ, aber die Eigentumsverhältnisse nicht ganz einfach zu sortieren. Ein „Puzzle-Spiel“, was allerdings in solchen Fällen „nicht unüblich ist“, sagt Herrmann.

Kämpfertyp. Rocchigiani gibt auch nach harten Schlägen, wie hier bei seinem Kampf 1998 in der Berliner Max-Schmeling-Halle, nicht auf.
Kämpfertyp. Rocchigiani gibt auch nach harten Schlägen, wie hier bei seinem Kampf 1998 in der Berliner Max-Schmeling-Halle, nicht auf.

© Peer Grimm / dpa

Sogar die Bühne für die Rocky Show an der Potsdamer Straße war nur eine Leihgabe: Dem „Isigym“ steht Izzet Mafratoglu vor. Der kennt Rocky aus der gemeinsamen Zeit im Schöneberger Box-Club. Mafratoglu kämpfte nie um einen großen Titel, aber als der Weltmeister am Boden lag, half er ihm auf: „Wir hatten Mitleid“, sagt Mafratoglu und bot ihm im Grunde das an, was er auch den Jugendlichen im Kiez bietet: „Von der Straße wegholen, zum Sport überreden, damit sie weniger Zeit für Dummheiten haben.“

"Er hat Mist gebaut"

Das „Isigym“ liegt an der Potsdamer Straße neben Sozialpalast und türkischem Gemüsehändler auf halbem Weg zu den glitzernden Türmen des Potsdamer Platzes. Hier hätte Rocky eigentlich genau für diesen Traum stehen können: Dass man aus eigener Kraft den Weg ganz nach oben schaffen kann. Aber nach einem Monat war es schon vorbei. „Er hat Mist gebaut und jetzt Hausverbot“, sagt Mafratoglu.

Was genau geschah, sagt er nicht und will auch nicht schlecht über Rocky reden. Unmissverständlich sagt er aber: „Die Arbeit mit dem Nachwuchs lass ich mir nicht kaputt machen für schnelles Geld.“

Ein Kampf gegen Maske, ein Kampf gegen sich selbst

Den Rückschlag wird Rocky wegstecken: Vor einer Woche stand er wieder am Ring, als Trainer von Vincenzo Gualtieri, der seinen Kampf im Mittelgewicht gewann.

Im kollektiven Gedächtnis wird Rocky aber vor allem für einen Kampf bleiben: 1995 trat er als Kiez-Kid gegen Henry Maske, den Gentleman-Boxer aus Treuenbrietzen, an. Den Fight übertrugen die Off-Kinos von Kreuzberg live. Rocky traf Maske hart, das Unentschieden war nur durch Schiebung des Klassenfeindes zu erklären. Die Herzen in den Hinterhöfen flogen Rocky nur so zu.

Zu dessen Nimbus gehört aber auch jener tragische Kampf gegen sich selbst, der ihn zum Harald Juhnke des Berliner Boxsports macht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false