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Berlin: Experten aus den Bundesländern diskutierten über Mängel bei der Polizistenausbildung

Die Berliner Polizeiausbildung ist verbesserungsbedürftig - daraus macht Hans-Gerd Jaschke, Dekan des Fachbereiches Polizei an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) erst gar keinen Hehl. An der FHVR wird die Mehrzahl der Polizeibeamten ausgebildet.

Die Berliner Polizeiausbildung ist verbesserungsbedürftig - daraus macht Hans-Gerd Jaschke, Dekan des Fachbereiches Polizei an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) erst gar keinen Hehl. An der FHVR wird die Mehrzahl der Polizeibeamten ausgebildet. "Die Krise der Polizeiausbildung ist Teil der Krise in der Hochschulausbildung insgesamt".

Im Vergleich mit anderen Bundesländern steht Berlin bei allen Mängeln dennoch relativ gut da. Dies wurde klar, als sich an der FHVR in Friedrichsfelde Vertreter verschiedener deutscher Polizeifachhochschulen trafen, um über den Reformbedarf im Polizeistudium zu diskutieren. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist die FHVR eine eigenständige Einrichtung, der Einfluss der Polizeibehörde ist begrenzt.

Polizeiunabhängige Professoren und Lehrkräfte übernehmen die wissenschaftliche, Lehrbeauftragte der Polizei die fachpraktische Ausbildung. Schutz- und Kriminalpolizisten lernen dabei zunächst gemeinsam, bevor sie sich im Lauf ihres Studiums spezialisieren. Für Polizeidirektor Manfred Philipp von der brandenburgischen Polizeifachhochschule in Basdorf ist das "ein abenteuerlicher Ansatz".

Für ihn braucht ein Polizeibeamter eine gründliche Basisausbildung für die "Erstverwendung" bei der Bereitschaftspolizei. Eine Spezialisierung finde später ohnehin statt. "Generalisten" will auch der Leitende Polizeidirektor Helmut Voshage aus Niedersachsen ausbilden. Die getrennte Ausbildung von Schutz- und Kriminalpolizei habe der Polizei "auf Jahrzehnte geschadet".

Bei solchen Worten wird Uwe Schmidt wütend. Schon jetzt sei es schwer möglich, den Nachwuchs "an komplexe Kriminalitätsbereiche heranzuführen", erklärt der Leitende Kriminaldirektor beim Berliner Landeskriminalamt. Notwendig sei daher eine frühzeitige Spezialisierung und eine rasche Anpassung der Ausbildung an veränderte Kriminalitätsfelder. Völlig unverständlich sei ihm etwa, dass Ausländerrecht überhaupt nicht gelehrt werde. Professor Joachim Ciupka, der an der FHVR die Lehrpläne entwickelt, räumt diesen Mangel ein. Im neuen Studienplan sei er schon behoben. Neben einer soliden Fachausbildung müsse dem Nachwuchs allerdings auch soziale Kompetenz vermittelt werden, mahnt der frühere Kriminalbeamte an. Insbesondere die Ausbildung der Schutzpolizei müsse "auf Konfliktlösungen konzipiert" sein. Auch hier hapere es noch.

Das ist zuviel für den Brandenburger Polizeidirektor Philipp. Ein Maschinenbauer brauche auch keine hohe soziale Kompetenz, sondern müsse Maschinen bauen können. "Wir können uns den idealen Polizisten nicht backen", fasst Professor Claudius Ohder die Kontroverse zusammen. Einig sind sich alle in einem Punkt: Bundesweit fehlt es der Polizei an einem abgestimmten Aus- und Fortbildungsprogramm.

O.D.

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