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Berlin: Experten: Kinder schon mit viereinhalb Jahren zur Schule

Die FDP fordert Vorklassen als Pflicht und bekommt dafür jede Menge Unterstützung – wenig Vertrauen in die Kitareform

Um die Berliner Kinder besser auf die Schule vorzubereiten, fordert die FDP den Verbleib der Vorklassen an den Schulen und eine generelle Vorschulpflicht. Dies würde bedeuten, dass die Kinder schon ab viereinhalb in die Schule kämen. Denn schon im neuen Schulgesetz wird die Schulpflicht auf fünfeinhalb Jahre vorverlegt. Unterstützung bekommen die Liberalen von namhaften Erziehungsexperten und von der CDU.

Das neue Schulgesetz (siehe auch Beitrag unten), das SPD und PDS am Donnerstag ins Parlament einbringen, zielt aber in die entgegengesetzte Richtung: Es sieht die Abschaffung der Vorklassen und die Verlagerung der vorschulischen Erziehung an die Kitas vor. Dafür sollen die Kitas zu „Bildungseinrichtungen“ ausgebaut und die Erzieher höher qualifiziert werden. Die FDP bezweifelt, dass diese Reformen viel bewirken. Die Struktur der Kitas sei nicht darauf angelegt, die Kinder, die zum Teil mit großen Defiziten aus den Elternhäusern kämen, optimal auf die Schule vorzubereiten, urteilt FPD-Schulexpertin Mieke Senftleben. Sie fordert deshalb, dass rund ein Drittel des Unterrichts in den neuen „Startklassen“ von Lehrern bestritten wird, die zudem eng mit den Vorklassenerziehern zusammenarbeiten sollen.

„Die Kinder müssen besser auf die Schule vorbereitet werden“, meint auch Rainer Lehmann, Erziehungswissenschaftler der Humboldt-Universität. Angesichts der großen Herausforderungen sei es besser, Lehrer im vorschulischen Bereich einzubeziehen und sich nicht auf eine schnelle Reform der Kitas zu verlassen. Deshalb plädiert er dafür, die vorschulische Erziehung an den Schulen zu belassen, um die Schüler fit zu machen für die Anforderungen der ersten Klasse. Auch FU-Präsident Dieter Lenzen rät davon ab, die Vorklassen in die Kitas verlagern. Der Erziehungswissenschaftler plädiert dafür, die Kinder möglichst früh – je nach Reife schon mit vier Jahren – in die schulische Eingangsphase holen. Ähnlich sieht das der Hamburger Bildungsexperte Wilfried Boes, der die Idee einer verbindlichen „Startklasse“ ausdrücklich unterstützt.

Für die Erhaltung der Vorklassen plädiert ebenfalls die CDU. Auch eine Vorschulpflicht fordert sie – jedenfalls für Kinder mit besonderem Förderungsbedarf. Die Grünen halten es immerhin für geboten, „über eine Vorschulpflicht nachzudenken“.

Alle Fachleute beziehen sich bei ihrer Forderung nach einer Stärkung der vorschulischen Bildung auf die Ergebnisse der „Bärenstark“-Untersuchung. Sie hatte ergeben, dass rund die Hälfte der Berliner Erstklässler, darunter immer mehr Deutsche, dem Unterricht nicht gut folgen können, da sie zu Hause ungenügend auf die Schule vorbereitet werden. Dieses Problem kann bisher auch nicht von den Kitas ausgeglichen werden: „Bärenstark“ zeigte, dass viele Kinder selbst nach jahrelangem Kita-Besuch schlecht Deutsch sprechen. Den Schulen gelingt es nicht, diese Defizite vollständig auszugleichen. Letztlich erreicht jedes vierte Kind nichtdeutscher Herkunft keinen Schulabschluss.

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