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Berlin: Explosion im Keller: Waffenlager in Kreuzberg entdeckt 58-Jähriger hortete Material für Bomben-Bau Waffen und Munition füllten mehrere Lastwagen

Handgranaten, Maschinenpistolen, Chemikalien für den Bau von Bomben: Nur eine Woche nach einem Waffenfund in Zehlendorf räumte die Polizei nach einem Rettungseinsatz in der Nacht zu Dienstag ein riesiges Waffenlager in Kreuzberg. Die Beamten waren Montag gegen 18 Uhr zur Kloedenstraße 1a gerufen worden, weil aus dem Keller Qualm drang.

Handgranaten, Maschinenpistolen, Chemikalien für den Bau von Bomben: Nur eine Woche nach einem Waffenfund in Zehlendorf räumte die Polizei nach einem Rettungseinsatz in der Nacht zu Dienstag ein riesiges Waffenlager in Kreuzberg. Die Beamten waren Montag gegen 18 Uhr zur Kloedenstraße 1a gerufen worden, weil aus dem Keller Qualm drang. Dort hatte der 58jährige Hausbewohner Wilhelm B. mit Chemikalien experimentiert. Dabei gab es eine Verpuffung, bei der B. verletzt wurde. Im Keller und in der Wohnung von B. entdeckte die Polizei das Waffenlager. Es wurde ein Verfahren wegen Verdachts auf illegalen Waffenhandel eingeleitet.

Bis Dienstagnachmittag war die Polizei in der Kloedenstraße mitten im Chamissokiez beschäftigt. Immer wieder sperrten Beamte die kleine Straße ab und transportierten Kartons und Kisten aus der Wohnung im ersten Stock: Papiere, Zettel, Kleinigkeiten. Die ganze Nacht hindurch hatten sie zuvor dutzende scharfe Waffen, Sprengstoff und Munition zusammengeräumt und zum Sprengplatz in Grunewald gebracht. Sieben volle VW-Pritschen – der größte Fund seit Jahren.

Wilhelm B. wohnt schon lange in der Kloedenstraße 1a. Er war früher bei einer Munitionsbergungsfirma beschäftigt, ist Mitglied im Schützenverein und hat eine Waffenbesitzkarte. Er lebt allein, gilt bei den Nachbarn als Einzelgänger. Man grüßt sich, das war’s.

Im Keller hat B. zwei Räume. Einen mit einer Stahltür und einen mit einer rohen Holztür. Hinter der Stahltür saß er oft und bastelte. Die Nachbarn wissen das. „Da hat er immer rumgewerkelt“, sagt einer. Jetzt ist die Tür verschlossen, die Polizei hat ein Siegel draufgeklebt. Als Grund steht da: „Herbeiführ. Sprengexplo.“

Was die Polizei bisher weiß, ist, dass B. am Montagabend dort mit Lötlampe und Waschbenzin hantierte. Dabei kam es zu einer lautstarken Verpuffung, die man bis in den vierten Stock gespürt habe, wie die Nachbarn sagen. Dann stieg aus dem Keller dichter Qualm auf, es breitete sich ätzender Gestank aus. Ein Nachbar alarmierte die Polizei. Andere liefen in den Keller, um zu gucken. „Alles in Ordnung“, habe B. aus dem Keller gerufen und niemanden hineingelassen, erzählt der Nachbar.

Erst die Feuerwehr holte B. aus dem Keller. Er hatte Brandverletzungen an den Händen und im Gesicht und stand unter Schock. Per Rettungshubschrauber wurde er ins Unfallkrankenhaus Marzahn gebracht. Kliniksprecherin Sina-Andrea Vogt sagte gestern, dass B. schwerste Verbrennungen an Gesicht und Händen habe und operiert werden müsse. Er sei aber nicht in Lebensgefahr.

Während die Polizei Wohnung und Keller von B. ausräumte, wurde das Haus evakuiert. Bewohner, die nicht da waren, bekamen einen Zettel an die Tür gesteckt, dass die Polizei „aus Gründen der Gefahrenabwehr“ die Wohnungen durchsucht habe. Ein Nachbar sagte, man habe ihn am Montagabend gegen 19.30 Uhr für eine halbe Stunde nach draußen gebeten. Doch nach einer halben Stunde seien die Beamten noch lange nicht fertig gewesen. Die Bewohner wurden immer weiter vertröstet. Am Ende durften sie erst morgens um sieben Uhr wieder in ihre Wohnungen.

Bereits am Montag war auch der Staatsschutz in dem Haus gewesen. Waffen, Munition, Sprengstoff – das weckt den Verdacht auf terroristische Aktivitäten: Vor allem, weil B. auch Zünder und Dosen gelagert hatte, die derart manipuliert waren, dass sie als Sprengvorrichtung weiterverarbeitet werden können, wie Experten sagten. B. war bei der Polizei nicht bekannt. ari/fk/fan

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