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Vor der Schranke. Der Sitz des Staatsoberhauptes ist gesichert, eingehende Post wird im Bundespräsidialamt kontrolliert. Foto: dpa/Zinken

© dpa

Berlin: Explosion in Bellevue

Ein verdächtiger Brief ging im Bundespräsidialamt ein. Er wurde gesprengt. Wenig später gab es wieder Alarm – erst in Charlottenburg, dann in Tempelhof.

Der Verdacht kam gegen 11 Uhr in der Poststelle des Bundespräsidialamtes auf. Dort sitzen Sicherheitsbeamte, die wissen, wann eine Postsendung auffällig ist. Und sie wurden misstrauisch, überprüften den weißen Briefumschlag mit handschriftlicher Adresse noch eingehender. Ohne den Brief zu öffnen, alarmierten die Beamten die Bundespolizei, die daraufhin eine auf Sprengstoffe spezialisierte Einheit entsandte. Die Sendung wurde im hinteren Teil des Gartens von Schloss Bellevue kontrolliert gesprengt.

Zunächst hieß es beim ermittelnden Bundeskriminalamt, dass es sich bei der Substanz um einen Initialsprengstoff gehandelt habe. Initialsprengstoffe sind hochexplosiv. Erst am Abend folgte die Entwarnung: Der Brief enthielt doch keinen Sprengstoff, hieß es nun. Die Agentur dpa berichtete, dass der Alarm beim Röntgen ausgelöst worden sei und zwei weitere Untersuchungen den Verdacht auf Sprengstoff erhärtet hätten. Gauck hielt sich nach Auskunft des Präsidialamtes zur fraglichen Zeit nicht im Schloss Bellevue auf. Er sei aber in Berlin gewesen und über den Brief informiert worden. Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen seien nicht angeordnet worden, aber die Mitarbeiter wurden zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.

Noch keine Erkenntnisse haben die Sicherheitsbehörden darüber, ob es einen Zusammenhang zu einer Briefsendung mit Buttersäure gibt, die den Regierenden Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), am Mittwoch erreichen sollte und in der Poststelle des Roten Rathauses wegen ihres stechenden Geruchs aufgefallen war.

Zusätzliche Aufregung verursachten bei den Sicherheitsbehörden am Freitagnachmittag zwei weitere Bombenalarme. Der erste kam gegen 16 Uhr aus der Mommsenstraße in Charlottenburg, wo Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) wohnt. Nach Angaben eines Polizeisprechers sei ein verdächtiger Gegenstand zwischen zwei geparkten Autos vor der Haustür des Politikers gemeldet worden. Kriminaltechniker überprüften den Gegenstand. Er entpuppte sich schließlich als Metallkoffer einer Nachbarin.

Eine Stunde später wurde dann ausgerechnet vor dem Gebäude des Landeskriminalamtes am Platz der Luftbrücke Alarm ausgelöst: Ein herrenloser Einkaufstrolley stand am Tempelhofer Damm, der deshalb ab 17 Uhr in beiden Richtungen mehr als eine Stunde lang gesperrt wurde. Die Tasche wurde von einem Roboter per Wassergewehr zerstört. Sie war leer.

Der Fall im Bundespräsidialamt weckt Erinnerungen an den Herbst 2010, als im Kanzleramt eine Paketbombe sichergestellt worden war. Damals handelte es sich um ein aus Griechenland stammendes Paket, das an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) adressiert war. Im Paket befand sich ein ausgehöhltes Buch mit einer Rohrbombe. Bei der Entschärfung wurde niemand verletzt. Dieser Fund reihte sich in eine Reihe von Briefbombenanschlägen. So explodierte damals ein ähnlicher Sprengsatz in der Schweizer Botschaft in Athen. Auch in der russischen Vertretung in der griechischen Hauptstadt detonierte ein solcher Sprengsatz. An die deutsche Botschaft in Athen ging damals auch eine Paketbombe, die aber entschärft werden konnte. Zusammenhänge zum jetzigen Fund im Bundespräsidialamt gibt es aber nicht. Bis Freitagnachmittag hatten die Ermittlungsbehörden noch keine Erkenntnisse über den Absender. Möglicherweise handelt es sich auch um einen Trittbrettfahrer im Gefolge der Briefe mit Gift, die vor wenigen Tagen an amerikanische Politiker geschickt worden waren.

Ch. Tretbar/T. Kather/St. Jacobs

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