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Berlin: Expo 2000: Eine Baugeschichte mit viel Wasser

Dass Berlin "aus dem Kahn gebaut" ist, kann heute nur noch erkennen, wer mit der Baugeschichte der Stadt bestens vertraut ist. Die Ufer von Spree, Dahme und Landwehrkanal sind von Industrieanlagen gesäumt oder zumindest schwer zugänglich.

Dass Berlin "aus dem Kahn gebaut" ist, kann heute nur noch erkennen, wer mit der Baugeschichte der Stadt bestens vertraut ist. Die Ufer von Spree, Dahme und Landwehrkanal sind von Industrieanlagen gesäumt oder zumindest schwer zugänglich. Zu den Zeiten von Schinkel und Lenné war das anders - und Berlin könnte sich auch wieder dem Wasser zuwenden.

Eine Ausstellung über "Wasser in der Stadt" ist als ein Berliner Beitrag zur Weltausstellung in Hannover eröffnet worden. Die Ausstellung befindet sich in einer ehemaligen Glashütte auf der Stralauer Halbinsel an der Rummelsburger Bucht in Friedrichshain. Hier entsteht auch eines der neuen Wohngebiete am Wasser; unweit südlich des Ausstellungsgebäudes sind bereits die ersten Häuser fertiggestellt worden, die die Wasserstadt GmbH gebaut hat, die gleichzeitig auch die Ausstellung organisiert hat und für die Schau verantwortlich zeichnet.

Ein Bild von Karl Friedrich Schinkel, 1817 gemalt, empfängt den Besucher. "Spreeufer bei Stralau" heißt es, und es zeigt den Ort der Ausstellung, wie er damals aussah: Wildromantisch und einsam. Das Motiv - Menschen in einem Boot auf der Spree - wurde von dem Künstler Sylvester Anthony modern nachempfunden. Der Besucher kann auf einem Holzboot sitzen und selbst künstliche Blitze sowie künstlichen Nebel produzieren.

Der erste Stock des alten Backsteinhauses ist in der Ausstellung der Vergangenheit gewidmet: Alte hölzerne Wasserrohre, ein zur DDR-Zeit konzipiertes, unzersägbares Absperrgitter für die Kanalisation, Schinkels Zeichnungen von der Spreeinsel und der Schlossfreiheit, die der königliche Baumeister als bürgerlichen Rand des Schlossbezirks gesehen hatte. "Die Spree markierte damals die Grenze des Schlossbezirks, und ursprünglich war ja das Schloss Richtung Osten gewandt. Erst durch spätere Umbauten wandte sich die Residenz dem Westen zu", erklärt Ulli Hellweg, seines Zeichens Geschäftsführer der Wasserstadt GmbH.

Ein weiterer Raum ist den Industriebauten an der Rummelsburger Bucht gewidmet. Als Waisenhaus erbaut, wurde aus dem größten dieser Backsteinkomplexe zu DDR-Zeiten eine NVA-Kaserne, dann die Haftanstalt Rummelsburg. Platz wurde auch der ehemaligen Glashütte selbst und ihren Produkten eingeräumt, die erst 1996 stillgelegt wurde, obwohl sie immer einer Industrieanlage aus der Jahrhundertwende ähnelte.

Weiter ist der Hauptstadtwettbewerb des Bundes von 1957 dargestellt, zu dem etwa Hans Scharoun eine Wasserlandschaft in der Stadt konzipierte, auch der Gegen-Wettbewerb "Hauptstadt der DDR". Hier wurden Wasserflächen verwendet, um öffentlichen den Raum repräsentativ darzustellen. Die Gegenwart ist durch die Stadtvillen der Internationalen Bauausstellung der 80er Jahre vertreten, aber auch durch die Nachwende-Planungen, wie etwa die Wasserstadt Oberhavel oder auch das Projekt an der Rummelsburger Bucht, dessen sämtliche Architekturentwürfe für den damaligen Wettbewerb noch einmal im Modell zusammengestellt worden sind.

An den technisch Interessierten wenden sich Schautafeln über "Methoden der Seesanierung" sowie ein Modell, das einen Querschnitt durch die Kanalisation zeigt. Und im Obergeschoss haben die Berliner Wasserwerke den Wasserkreislauf nachgestellt; vom Grundwasser bis in die Badewanne und zurück. Zur Ausstellung ist auch ein Buch erschienen, mit dem Titel: "Wasser in der Stadt - Perspektiven einer neuen Urbanität".

Eva Schweitzer

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