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Berlin: Export ins Eastend

Klaus Wowereit eröffnete am Abend eine Berliner Kunstausstellung in London

Berliner Kreative verbreiteten am Donnerstagabend schwarzen Chic im Londoner Eastend. Als sich die Arbeiter der City gerade auf den Nachhauseweg machten, stieg der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) im schwarzen Anzug aus dem Dienstwagen des Deutschen Botschafters, um in einer Galerie am Ostrand des Finanzbezirks die Ausstellung „Create Berlin Goes London“ zu eröffnen.

„Arm, aber sexy“, das ist bekanntlich einer der markanten Sätze Wowereits. Und vielleicht können die Londoner, wenn nun Tausende von Finanzarbeitern auf die Straße gesetzt werden, von Berlin etwas lernen. Oder? „Noch ist London reich“, sagte Wowereit am Abend, „und wir wollen hoffen, dass es so bleibt“. Der Regierende Bürgermeister verglich Berlins Situation mit dem „Swinging London“ der Sechziger und Siebziger Jahre, als London eine arme Stadt und doch Szenemittelpunkt in Europa war.

„Jede Stadt hat andere Bedingungen. Aber Berlin ist jetzt hip für viele aus der ganzen Welt und das muss man nutzen. Wir haben das heute gemerkt. Die Londoner Kunstszene sieht schon nach Berlin“. Dann eröffnete er mit den Worten eine Ausstellung zum Thema „Berlin: 20 Jahre einer kreativen Metropole“ – und sagte: „Berlins Kreative sind in London eingetroffen.“ Nach New York und Mailand ist dies die dritte Auslandsaktion der Design Initiative Create Berlin und der Berlin Partner GmbH. Thema ist der 20. Jahrestag des Mauerfalls und wie sich Berlin seitdem aus „Alt und Neu, Ost und West neu erfunden hat“, wie Wowereit in seiner Rede auf Englisch sagte.

Die gezeigten Kunst- und Designprojekte belegen dies auf vielfältige Weise. Josephine Rank entwickelte die „Mauermatratze“ in Form eines Mauerbauteils mit Aufschriften wie „Arbeiter und Bauern, brauchen keine Mauern“. Art + Com hingegen entwickelte ein digitales Fernglas, das als Zeitreisemaschine Bau und Fall der Mauer erlebbar macht.

Deutschlands neuer Kulturattaché Cord Meier-Klodt verfolgte das Treiben wohlgefällig. „Wenn Briten nach Deutschland schauen, sehen sie vor allem Berlin“, sagte er. „Das ist ein anderes Deutschlandbild als das traditionelle – und das ist Imagewerbung für ganz Deutschland“.

Gelegenheit für einen Antrittsbesuch Wowereits bei seinem neuen Londoner Amtskollegen Boris Johnson gab es nicht. Der war in Beijing, um beim Abschluss der Paralympics noch einmal die Olympiaflagge zu schwenken. „Natürlich bin ich traurig, dass Ken Livingstone nicht mehr Bürgermeister von London ist“, so Wowereit. Das mit Livingstone entwickelte Netzwerk London, Moskau, Paris, Berlin werde aber weitergehen. „Ich gehe davon aus, dass auch Boris daran Interesse hat.“ Matthias Thibaut, London

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