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EXTRA FÜR TAGESSPIEGEL-LESER: Berlin erfahren: Zeitreise in eine geteilte Stadt

Der Städtebau in der sich verändernden Metropole hat sie an vielen Stellen getilgt: die Spuren der Mauer, die Berlin einst teilte. Wo verlief die unüberwindbare Grenze zwischen West und Ost?

Der Städtebau in der sich verändernden Metropole hat sie an vielen Stellen getilgt: die Spuren der Mauer, die Berlin einst teilte. Wo verlief die unüberwindbare Grenze zwischen West und Ost? Was geschah an geschichtsträchtigen Orten und an Stellen abseits der heutigen Gedenkstätten? Sie können es im Wortsinn erfahren: In Zusammenarbeit mit den Stadtführern von „Berlin on Bike“ bietet der Tagesspiegel am 51. Jahrestag des Mauerbaus am Montag, 13. August, eine Radtour entlang zentraler Grenzpunkte an. Eine für diesen Tag ausgearbeitete Route, die auch jene Punkte ansteuert, an denen zu Mauerzeiten „Hochtritte“ standen, von denen die Menschen über den Todesstreifen hinweg in den anderen Teil Berlins schauten.

DIE TOUR

Start ist um 17 Uhr bei „Berlin on Bike“ in der Kulturbrauerei, Hof 4, in Prenzlauer Berg. Etwa vier Stunden dauert der Ausflug in die Berlin-Geschichte – zum Sonderpreis: 10 Euro zahlen Teilnehmer mit eigenem Rad, 15 Euro kostet die Tour mit Leihrad vom Veranstalter. 15 Teilnehmer machen sich pro Gruppe auf den Weg. Ende ist gegen 21 Uhr an der Eastside-Gallery nicht weit vom Ostbahnhof. Anmeldung unter Telefon 43 73 99 99 oder 50 36 78 18 oder contact@berlinonbike.de

DAS PROGRAMM

Die Tour widmet sich unter anderem den „Hochtritten“, die der Senat auf West-Berliner Gebiet, also oft einige Meter vor der Mauer errichten ließ, damit West-Berliner den Verwandten und Freunden im Osten zuwinken konnten. Beliebt waren die hölzernen Aussichtstürme auch bei Touristen, die von dort in die „Zone“ blickten. Mit den Jahren baute die DDR die Sperranlagen weiter aus, die letzte Mauergeneration mit „Überkletterschutz“ erreichte eine Höhe von knapp 3,80 Meter. Entsprechend wuchsen auf der Westseite auch die „Hochtritte“.

DIE STATIONEN

Geteilte Bahn. Der erste Stopp: Ecke Schwedter und Bernauer Straße. An der Galeriewand sind Bilder der 1961 errichteten Sperranlagen zu sehen. Die Straßenbahn war dort schon länger zwischen Ost und West geteilt.

Sprung in die Freiheit. In der Ruppiner Straße bewachte Konrad Schumann, Soldat der Volksarmee, den frisch ausgerollten Stacheldraht – und sprang in voller Kampfmontur in den Westen. Peter Leibing hielt die Aktion mit der Kamera fest – eines der bekanntesten Bilder des Kalten Krieges.

Am Gedenkort. Die Tour führt weiter zur Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße. Dort wird nachvollziehbar, wie die Menschen in der geteilten Stadt versuchten, über die Sperranlagen Kontakt aufzunehmen. Danach – Stichwort „Hinterlandsicherung“ – folgt ein Abstecher in die Ackerstraße, wo zu DDR-Zeiten selbst die Friedhofsmauer mit eingemörtelten Scherben gesichert war.

Schüsse an der Mauer. Es geht zum Invalidenfriedhof: Besonders in den ersten beiden Jahren nach dem Mauerbau kam es zu Schusswechseln an der Mauer. West-Berliner Polizisten gaben DDR-Flüchtlingen Feuerschutz, mehrere DDR-Grenzsoldaten kamen um.

Die lebende Mauer. Beim Stopp am Brandenburger Tor geht es um die Rolle der DDR-Betriebskampfgruppen. Als „lebende Mauer“ hatten die Männer in olivgrüner Montur und mit Armbinde die Grenze dort zu sichern, wo später Stacheldraht und Beton eine Flucht von Ost nach West praktisch unmöglich machten.

Maueropfer. In der Zimmerstraße ist der nächste Stopp. Der Ort erinnert an den nie offiziell gemachten Schießbefehl und die gnadenlosen Schüsse auf flüchtende DDR-Bürger, etwa Peter Fechter. Der Tod des jungen Bauarbeiters aus Ost-Berlin jährt sich zum 50. Mal. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) plädiert dafür, zu Fechters Ehren eine Straße nach ihm zu benennen.

Ungewöhnliche Passage. Die Ecke Heinrich-Heine- und Sebastianstraße erzählt etwas über die skurrilen Auswirkungen des Mauerbaus: Über Ost-Berliner Gebiet ging es in die West-Berliner Wohnung. Das Grenzgebiet an der Linie zwischen Mitte und Kreuzberg verändert sein Gesicht momentan komplett, jeder Meter des früheren Mauerstreifens wird bebaut.

Ein Stück weiter, jenseits des Engelbeckens an den heutigen „Engelhöfen“ waren die Zufahrten zu vielen Hinterhöfen mit Gewerbebetrieben nicht mehr möglich – für Handwerker und Firmen im Westteil existenzbedrohend.

Endstation Kunstwerk. „Mauer verkehrtrum“ könnte man das Mauerstück Eastside Gallery nennen. Die Tour klärt auf, warum die DDR-Hinterlandmauer in der Bauweise des „vorderen Speerelements“, also mit Überkletterschutz, errichtet wurde. lei

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