zum Hauptinhalt

Berlin: Fähre über die Dahme: Zwei junge Tüftler träumen von Pkw-Fähre über die Dahme zwischen Grünau und Wendenschloss

Noch ist es nur ein Traum: Man steigt in den Pkw und überquert die Dahme, ohne dabei eine Brücke zu benutzen. Wie das möglich ist?

Noch ist es nur ein Traum: Man steigt in den Pkw und überquert die Dahme, ohne dabei eine Brücke zu benutzen. Wie das möglich ist? Ganz einfach: an Bord einer Autofähre. Albrecht und Michael Harder, die beiden 19- und 21-jährigen Brüder, haben ein Projekt für die Strecke zwischen Grünau und Wendenschloss erarbeitet. Sie beteiligten sich damit am Wettbewerb "Jugend entwickelt das neue Berlin 2000" und belegten einen ersten Platz.

Der Beweis, dass es sich nicht um jugendliche Spinnereien handelt, ist mit dieser Anerkennung wohl erst einmal erbracht. Auch das große öffentliche Interesse am Vorhaben lässt Albrecht und Michael auf eine Realisierung hoffen. So habe sich bereits der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium, Siegfried Scheffler, "positiv zur Idee geäußert", sagt Albrecht stolz. Auch dem Köpenicker Bürgermeister soll in den nächsten Tagen das Vorhaben präsentiert werden. Und einen Termin im Verkehrs- und Stadtplanungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung haben die Brüder auch schon. Kein Wunder, schließlich beschäftigen sich die Mitglieder seit Jahren mit dem Problem der staugeplagten Köpenicker Altstadt.

Genau dieser Bereich soll nämlich einmal mit Hilfe der Autofähre entlastet werden. "Zurzeit muss jeder, der per Pkw von Grünau nach Wendenschloss möchte, oder umgekehrt, den rund sieben Kilometer langen Umweg durch die Altstadt und dann über die Lange Brücke nehmen", erklärt Albrecht. Im Berufsverkehr kommt es vor, dass man dafür bis zu eine Dreiviertelstunde benötigt. Mit einer Autofähre wäre die 380 Meter breite Dahme dagegen in nur zehn Minuten überquert. Das haben die Köpenicker anhand der existierenden Personen- und Fahrradfähre zwischen der Wassersportallee und der Müggelbergallee ermittelt.

Genau diese traditionelle Verbindung würde sich nach Auffassung der Brüder für eine Autofähre eignen. Kurioserweise sind sie bei ihren Nachforschungen darauf gestoßen, dass auf dieser Strecke seit 1891 auch Fuhrwerke und andere Fahrzeuge transportiert wurden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Fähre ausschließlich Personen über. Gegenwärtig nutzen rund 400.000 Fahrgäste pro Jahr die Überfahrt.

Die Brüder haben beträchtliche Vorarbeit geleistet: Sie schauten sich bei Autofährbetreibern in der Umgebung um, skizzieren in ihren Projektunterlagen die nötigen Bauten und geben am Beispiel der Autofähre Caputh - die vor zwei Jahren für rund 650.000 Mark gebaut wurde - Hinweise für eine Finanzierung. Auch ein Modell ist entstanden, das eine stabile Rampe, einen neuen Steg und einen umgestalteten Uferbereich auf der Wendenschlossseite zeigt. Albrecht will es in den nächsten Wochen auch mal mit ins Gymnasium nehmen und seinen Mitschülern erläutern.

Auch einigen Mitgliedern des Bürgervereins Wendenschloss hat er es schon vorgeführt. "Die waren anfangs allerdings etwas skeptisch", erinnert sich der 19-Jährige - "weil sie befürchtet haben, dass es dann mit der Ruhe im Siedlungsgebiet vorbei ist". Letztlich hätten sie sich aber doch mit dem Vorhaben angefreundet. "Wir wollen auch zeigen, dass sich junge Leute Gedanken über ihren Bezirk machen", betont Albrecht. Er macht übrigens nicht zum ersten Mal Schlagzeilen. Bereits vor fünf Jahren entwickelte der Schüler einen Bastelbogen vom historischen Köpenicker Rathaus. 3000 Stück wurden damals gedruckt.

Steffi Bey

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false