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Radtour 13: Macht und Jagdwut

Die Schorfheide war über Jahrhunderte das Jagdrevier der Mächtigen. Auf einer Rundtour ab Groß Schönebeck begegnet man den Relikten deutscher Jagdgeschichte - vom kaiserlichen Jagdschloss bis zu den Waldresidenzen von Hermann Göring und Erich Honecker

Länge 57,1 km | Fahrzeit ca. 5 Std. | Schwierigkeit 4 von 5

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Schorfheide, Kaiserbahnhof Joachimsthal.
Schorfheide, Kaiserbahnhof Joachimsthal.

© Mirco Lomoth

Start Los geht es am Bahnhof Groß Schöne­beck. Wir folgen dem Schild „Alle Radtouren“ in die Bahnhofstraße und biegen gleich rechts in die Rosenbecker Straße ab, um zum barocken Jagdschloss zu gelangen, in dem die Ausstellung „Jagd und Macht“ gezeigt wird. Ein kurzer Besuch empfiehlt sich, um die Geschichte der Orte zu verstehen, zu denen diese Tour führt. Anschließend fahren wir auf der asphaltierten Eichhorster Chaussee von Groß Schönebeck aus durch weite Felder nach Osten in Richtung Wald.

km 3,6 Wir haben die Wahl: Wir können auf der Eichhorster Chaussee bleiben oder links in einen Sandweg abbiegen, der zwei Kilometer durch den Wald zum Forsthaus Wildfang führt, der ehemaligen Waldresidenz von Erich Honecker. Von hier aus ging der mächtigste Mann der DDR regelmäßig auf Pirsch, seinen letzten Hirsch erlegte er noch kurz vor dem Mauerfall, am 8. November 1989. Auf dem Abstecher ist der Boden sandig, mit dem Mountainbike aber gut zu meistern. Danach geht es weiter auf der Eichhorster Chaussee.

km 12,1 Wir erreichen Eichhorst, biegen links ab und folgen dem Radweg am Werbellinkanal bis zu dem schönen Örtchen Wildau am Südufer des Werbellinsees. Weiter geht es auf dem luxuriös asphaltierten Berlin-Usedom-Radweg mit mehreren Möglichkeiten für Badestopps.

km 16,1 Hier biegen wir links in den Wald ab, um das Jagdschloss Hubertusstock zu erreichen. Um 1850 von Friedrich Wilhelm IV. im Alpenstil erbaut, steht das Schloss wie kein zweites für die Jagdwut in der deutschen Geschichte. Kaiser Wilhelm II. veranstaltete hier herrschaftliche Jagden, Politiker der Weimarer Republik führten die waidmännischen Traditionen des Adels fort, und zu DDR-Zeiten kamen in dem Schloss Staatsgäste wie Helmut Schmidt unter. Heute kann jeder die Waldbungalows mieten oder an einer Führung über das Gelände teilnehmen (Anmeldung beim Ringhotel Schorfheide, Tel. 033363 505). Unsere Tour geht weiter auf dem Berlin-Usedom-Radweg nach Norden, entlang des Werbellinsees.

km 26,1 Bevor wir Joachimsthal durchqueren und auf der Templiner Straße Richtung Norden wieder verlassen, lohnt ein Abstecher nach rechts zum schön restaurierten Kaiserbahnhof. Wilhelm II. ließ ihn errichten, um Hubertusstock von Berlin aus komfortabel zu erreichen. Seine Gäste stiegen hier in Kutschen. Heute kann man im Bahnhof Hörspiele und Lesungen hören.

km 33,4 Hinter Joachimsthal wird es abenteuerlich. An einem kleinen Wegstein mit der Aufschrift „Gollin 9,8 km“ biegen wir links in den Wald ab, folgen dem Waldweg nach Westen, passieren unterwegs einen Schlagbaum und biegen rund 400 Meter hinter einem Backsteinhaus noch einmal links ab. Nach einigen Metern sehen wir zwei Torhäuschen aus Muschelkalk am Eingang zu einer zweireihigen Kastanienallee. Diese führten bis 1945 zu Hermann Görings Waldhof Carinhall. Der Reichsmarschall nahm Staatsgäste mit auf die Jagd und wollte aus der Schorfheide einen „germanischen Ur-Wald“ mit Wildpferd- und Wisent-Herden machen - die „Göringheide“. Wer am Ende der Kastanienallee herumstreift, findet noch wenige Reste der monumentalen Anlage im Wald, die in den letzten Kriegstagen gesprengt wurde. Weiter geht es in Richtung Westen.

km 43,2 Wir gelangen zur Prenzlauer Straße, machen einen Abstecher nach rechts und biegen nach 800 Metern rechts in die Straße Döllnkrug. Hier am Großdöllner See steht noch heute das einstige Gästehaus des Waldhof Carinhall, in dem Görings Leibjäger Willy Schade wohnte. Heute ist die Anlage ein Tagungshotel mit Restaurant. Wir fahren jetzt wieder auf die Prenzlauer Straße, die uns zügig zurück nach Groß Schönebeck führt - leider ohne Radweg.

km 54,3 Wer früh genug gestartet ist, kann noch einen Stopp am Wildpark Schorfheide einlegen, der am Wochenende bis 19 Uhr geöffnet ist (Einlass bis 18 Uhr). Hier leben Wisente und Przewalski-Pferde, der Imbiss verkauft regionale Wildspeisen. Wieder in Groß Schönebeck, biegen wir links in die Berliner Straße und dann in die Rosenbecker Straße, die uns zum Bahnhof Groß Schönebeck führt.

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Mirco Lomoth

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