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Hunderte Radler fuhren durch Berlin. Die Tour "Ride of Silence" führte vom Pariser Platz durch Moabit und Kreuzberg zurück nach Mitte.

© dpa

Fahrradfahrer: "Ride of Silence" fährt für mehr Sicherheit durch Berlin

Am Mittwoch starb wieder ein Radfahrer – der vierte dieses Jahr in Berlin. Abends traten mehr als 1200 Menschen bei der "Ride of Silence" für mehr Sicherheit in die Pedale. In Weiß gekleidet und schweigend.

Zwölf Tage führte er in einem Berliner Krankenhaus einen Kampf um sein Leben, in der Nacht zu Mittwoch verlor er ihn: Der 58-jährige Radfahrer, der am 9. Mai an der Kreuzung Hardenbergstraße/Joachimstaler Straße in Charlottenburg von einem rechts abbiegenden Taxi erfasst wurde, ist tot. Er ist der vierte Radfahrer, der in diesem Jahr durch einen Verkehrsunfall ums Leben kam. Im gesamten Jahr 2014 kamen laut polizeilicher Unfallstatistik zehn Radfahrer ums Leben.

Für den 58-Jährigen und alle anderen Radfahrer, die in den letzten Monaten auf Berlins Straßen sterben mussten, traten am Mittwochabend mehr als 1200 Menschen in die Pedale – in Weiß gekleidet, schweigend, so als wollten sie als „Geisterfahrer“ durchgehen. Ihr „Ride of Silence“ ist zu gleichen Teilen Gedenkfeier für die getöteten Radfahrer und Demonstration für mehr Rücksicht und eine fahrradfreundlichere Verkehrspolitik. Die Stimmung war überwiegend friedlich; geschwiegen wurde aber nur auf den ersten Metern. Mit ungeduldigen Autofahrern kam es mehrmals zu Wortwechseln.

13. "Ride of Silence"

Die erste Schweigefahrt fand 2003 in Dallas im US-Bundesstaat Texas statt. Seitdem schwingen sich an jedem dritten Mittwoch im Mai Menschen in aller Welt in den Sattel, um an ihre Toten zu erinnern. Am 13. „Ride of Silence“ in diesem Jahr beteiligen sich weltweit rund 12.000 Menschen in 350 Städten, unter anderem in New York und Hongkong. In Deutschland machen sich nicht nur die Berliner auf die Reise; auch in Hamburg, Stuttgart, Hannover, Wiesbaden, Freiburg, Oldenburg und Osnabrück brechen Radler zur Schweigefahrt auf.

Die Berliner Route führte an jenen Orten vorbei, an denen Radler bei Unfällen tödlich verletzt worden sind. Ausgangspunkt der Fahrt war das Brandenburger Tor. Dann ging es vorbei am Kanzleramt, nach Moabit hinein und durch den Tiergarten nach Kreuzberg. Es waren auffallend viele teure Fahrräder zu sehen.

Abbiegende Fahrzeuge sind das größte Risiko für Radler

Der Zug bewegte sich soweit flüssig durch die Stadt; es gab keine Stopps zum Gedenken, auch nicht an der Kreuzung Reichenberger Straße/Glogauer Straße, wo Ende April ein Radfahrer von einem Schuttlaster erfasst und getötet worden war. Auch hier wollte der Laster rechts abbiegen; auch hier hatte der Fahrer den Radler offenbar übersehen. Abbiegende Fahrzeuge stellen das größte Risiko für Radler dar: Im Jahr 2014 verzeichnete die Polizei 1595 solcher Verkehrsunfälle, vier der zehn getöteten Radfahrer starben bei einem Abbiegeunfall. Kurz nach 21 Uhr beendeten die „Geisterfahrer“ ihre Fahrt am Roten Rathaus in der Spandauer Straße in Mitte.

Auch Politiker nahmen teil

Organisiert wird der „Ride of Silence“ von der „Initiative Clevere Städte“, hinter der der Fahrradaktivist Heinrich Strößenreuther steckt. Strößenreuther hat mit einer App gegen Falschparker und einer Onlinepetition, die höhere Strafen für das Parken auf Radwegen fordert, auf sich aufmerksam gemacht. Zuletzt hatte er im Februar den „Ersten internationalen Falschparkertag“ ausgerufen und mit Gleichgesinnten die Oranienstraße in Kreuzberg blockiert, um auf die Gefahren des Parkens in zweiter Reihe hinzuweisen.

Strößenreuther forderte den Senat auf, konsequent auf Radspuren auf den Straßen zu setzen: „Dann merken die Autos, dass die Straße ihnen nicht alleine gehört.“ Die Spuren seien eine billige und effektive Maßnahme, um die Sicherheit für Radfahrer zu verbessern. Das sehen auch Grüne und Piratenpartei so. Politiker beider Parteien machten beim „Ride of Silence“ mit.

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