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Berlin: Fahrverbot für Stinker

Ab April gibt es die Auto-Plakette für die City ADAC fordert Ausnahmen und Übergangsfrist

In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, wer ab 2008 noch mit dem Auto in die Innenstadt fahren darf. Die vom Senat beschlossene Umweltzone im Gebiet des S-Bahn-Rings betrifft fast alle Autofahrer: Die meisten müssen sich eine Plakette kaufen und an die Scheibe kleben, andere werden aus der City verbannt und Auswärtige müssen einen Bogen um die Innenstadt machen, sofern sie keine Plakette kaufen. Bei Verstößen werden 40 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig.

Der Zweck der Umweltzone ist die Verbesserung der Luft, die oft stärker als erlaubt mit gesundheitsschädlichem Feinstaub und ebenfalls stark mit Stickoxiden belastet ist. Beides sind Bestandteile von Autoabgasen, und deshalb sollen die Hauptverursacher bald draußen bleiben.

Voraussichtlich ab April sollen die roten, gelben und grünen Plaketten erhältlich sein, die als Eintrittskarte in die City dienen. Die Farbe richtet sich nach der Schadstoffnorm, die das jeweilige Auto erfüllt. Diesel, die nicht die Euro-Norm II einhalten und Benziner ohne geregelten Katalysator sollen ausgesperrt werden; laut Umweltverwaltung sind etwa 70 000 der knapp 1,3 Millionen in Berlin zugelassenen Autos betroffen. Dabei orientiert sich Berlin an einer Bundesverordnung – in der allerdings jene zumeist Ende der 80er Jahre gebauten Autos vergessen wurden, die bereits einen Kat haben, aber formal keine EU-Abgasnorm erfüllen. „Die werden bei uns auch fahren dürfen“, versichert Bernd Lehming, Referatsleiter Immissionsschutz. Die mehr als 100 000 „vergessenen“ Autos „kriegen von uns eine Einzelausnahme“, sofern die Verordnung nicht ohnehin ergänzt werde.

Verkauft werden sollen die Plaketten bei den Kfz-Zulassungsstellen und in Werkstätten, die auch Tüv und Abgasuntersuchung anbieten. Zehn Euro sollen sie kosten. „Der Betrag richtet sich nach den Herstellungskosten der Plaketten und dem Verwaltungsaufwand“, heißt es bei der Umweltbehörde. „Wir sind sogar verpflichtet, Gebühren zu nehmen.“

Der Autofahrerclub ADAC moniert, es sei „nicht einzusehen, dass die Leute bezahlen, die umweltfreundliche Autos fahren oder sogar für viel Geld entsprechende Technik nachgerüstet haben“. Zugleich fordert der ADAC eine Übergangsfrist für Innenstadtbewohner mit alten Autos und „eine Sonderregelung zumindest für die Oldtimer, die innerhalb des S-Bahn-Ringes zu Hause sind“.

Die Verwaltung prüft zurzeit die Ausnahmen. Nach Auskunft von Lehming soll es beispielsweise eine Sonderregelung für ein Unternehmen geben, das alte Londoner Taxis für Hochzeitsfahrten verleiht. Auch für die Stadtrundfahrten im Miet-Trabi „werden wir eine Lösung finden“, zumal sich die Zweitakter mit Katalysatoren nachrüsten ließen. Eine generelle Ausnahme für Oldtimer lehnt die Verwaltung aber ebenso ab wie Übergangsfristen: „Der Stichtag gilt.“ In der zweiten Hälfte dieses Jahres sollen an mehr als 50 Straßen die Umweltzonen- Schilder aufgestellt und Routen für den Durchgangsverkehr zur Umfahrung der Innenstadt beschildert werden.

Draußen bleiben muss auch Clemens Losch, „der Entenmann“. So heißt seine Werkstatt für die berühmten Citrowns. Die befindet sich in Reinickendorf, aber „ich wohne in Neukölln innerhalb des Rings und meine Freundin in Steglitz“. Seine aktuelle Ente ist Baujahr 1955 und nicht mit Katalysator nachrüstbar. Dass die 12-PS-Fuhre weniger als fünf Liter verbraucht, hilft ihm nichts. „Andere Leute fahren im Geländewagen am Kudamm Parfüm kaufen“, murrt er. „Wenn so etwas möglich ist, müssen doch alle gepennt haben.“

Weitere Infos zu den Plaketten:

www.adac.de

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