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Fallstricke des Alltag: Warum fühle ich mich immer so vor den Kopf gestoßen?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Wenn ich bei der Arbeit durch die Tür gehen will, stoße ich immer wieder mit Kollegen zusammen, die denken, ich wollte ihnen die Tür aufhalten. Tatsächlich habe ich sie aber für mich selber geöffnet. Ich würde sie ja noch mit aufhalten, wenn ich durch bin, aber die Kollegen rennen einfach drauflos. Das ist doch unhöflich, oder?

Christa, überrannt

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Gibt es Ihnen nicht zu denken, dass sich dieses Missverständnis mit immer anderen Kollegen offenbar wiederholt? Wenn so was der Fall ist, sollte man wenigstens versuchsweise die Schuld auch mal bei sich selbst suchen. Klar, Sie haben die Tür ursprünglich für sich selber geöffnet und sehen deshalb auch das Recht des ersten Durchgangs. Allerdings gehen die anderen davon aus, dass Sie, einer alten Höflichkeitsregel folgend, zunächst mal ihnen die Tür aufhalten wollen. Auch wenn viele Regeln inzwischen nicht mehr so streng gehandhabt werden, sollte man ihren Ursprung doch nicht vergessen. Im Grunde genommen sollen sie uns das Leben einfacher machen und gewissermaßen die Choreografie liefern für den manchmal chaotischen Alltag.

Wenn Sie erst den Entgegenkommenden durch die Tür gehen lassen, haben Sie gleich mehrere Vorteile davon. Erstens werden Sie als Frau mit guten Umgangsformen gelten, was auch beim beruflichen Fortkommen nie schaden kann. Zweitens stoßen Sie nicht mehr mit Kollegen zusammen, jedenfalls physisch nicht, was die Zahl Ihrer blauen Flecken aufs Erfreulichste verringern dürfte. Und drittens reduzieren Sie drastisch die Gefahr, sich das Genick zu zerren, denn wenn man sich umdreht, um die sich schließende Tür noch mal anzutippen, damit sie länger offen bleibt, kommt es leicht zu unglücklichen Bewegungen.

Sie sehen: Es hat nur Vorteile, wenn man nicht auf seinem eigenen Recht beharrt, sondern auch mal anderen ganz freiwillig den Vortritt lässt. Man muss kein Pfadfinder sein, um mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, immer auf der Suche nach Chancen, dem Alltag ein kleines Funkeln zu verpassen. Mit dieser Haltung hätten Sie sich schon früher manche Kollision ersparen können.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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