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Wie ist der Dresscode bei der Gartenarbeit? Ist oberkörperfrei erlaubt oder Belästigung?

© dpa

Fallstricke des Alltags: Darf ich bei Hitze mit nacktem Oberkörper im Garten arbeiten?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Wir sind vor 25 Jahren in ein Eigenheim gezogen. Damals war es üblich, dass die Männer ihre Gartenarbeit bei Hitze mit nacktem Oberkörper und in kurzen Hosen verrichteten. Inzwischen sind viele junge Leute hergezogen, die selbst bei Hitze mit Polohemd und teils sogar langen Hosen im Garten arbeiten. Ich weiß, dass sich vieles geändert hat und Männer nicht gern Haare zeigen. Was ist denn jetzt Usus?

Reinhard, schwitzend

Wenn der Dresscode bei der Gartenarbeit heute mehr von Textilien geprägt ist als vor 25 Jahren, hat das sicher mehrere Gründe. Textilien sind billiger geworden, wenn auch aus den gerade in diesen Tagen viel diskutierten falschen Gründen. Musste man seine Kleidung früher eher schonen, kommt es heute nicht mehr so drauf an, wenn mal etwas schmutzig oder löchrig wird. Dann hat sich natürlich die Einstellung zur Sonne gewandelt. Vor 25 Jahren brutzelten viele noch in Liegestühlen, um möglichst braun zu werden. Jüngere Leute sind mehr zu einem umfassenden Gesundheitsbewusstsein erzogen worden. Statt sich mit Sonnencremes vor gefährlichen UV-Strahlen zu schützen, kann man auch gleich Kleidung überstreifen.

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Außerdem ist das ästhetische Empfinden sensibler geworden. Sie fügen ja selber an, dass Männer nicht mehr gerne Haare zeigen. Kaum etwas hat so sehr zur Veränderung von Gewohnheiten beigetragen wie die zunehmende Internationalisierung. Viele junge Leute, die es sich leisten können, einen Garten zu kaufen, haben Auslandsjahre hinter sich. Zum anderen ziehen immer mehr Menschen aus anderen Ländern nach Berlin. Obwohl die Deutschen als besonders ordnungsliebend gelten, sind sie beim Thema Kleidung sehr viel unbekümmerter als Vertreter anderer Nationen. Bedecken die Nachbarn erst ihre Blößen, ist es mit dieser Art von Lässigkeit irgendwann vorbei.

Bitte senden Sie Ihre Fragen per Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder per Mail an: meinefrage@tagesspiegel.de

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