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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Darf ich Kindern etwas schenken?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen. Heute geht es um die Frage, wie man Geschrei von Eltern vermeidet, wenn man ihren Kindern etwas schenken möchte.

Neulich war ich Zeuge, wie an der Supermarktkasse eine Mutter durchdrehte, weil die Kassiererin ihrem Kind ein Giveaway übergab. Das Kind fing dann auch an zu schreien. Auch in anderen Zusammenhängen habe ich schon seltsame Elternreaktionen auf kleine Gaben erlebt. Darf man Kindern nichts mehr schenken? Björn, kinderfreundlich

Vielleicht hätte die Kassiererin zunächst die Mutter fragen sollen, ob ihr Kind ein Spielzeug bekommen darf. Anschließend hätte sie das Kind fragen können, ob es ein solches Spielzeug haben will. Das mag angesichts eines kleinen Geschenkes umständlich klingen. Aber viele Eltern sorgen sich, dass ihr Kind von Fremden mit finsteren Absichten Geschenke annehmen könnten, und erziehen sie also dahingehend, dass sie sich erst einmal skeptisch verhalten. Das ist verständlich.

Natürlich gibt es auch Situationen, die einem Außenstehenden schwer nachvollziehbar erscheinen mögen. Mich irritiert es immer, wenn ich auf die Frage, ob das Kind Schokolade bekommen darf, von den engagierten Eltern ein festes „Nein!“ ernte. Erstens finde ich das ein bisschen grausam und zweitens nicht förderlich, weil Verbotenes ja automatisch begehrenswerter wird und die Gefahr besteht, dass dieses Kind übergewichtig wird, wenn auch mit gesunden Zähnen. Meine eigene Meinung spielt in diesem Zusammenhang aber keine Rolle, sondern nur die der Erziehungsberechtigten. Es ist also am besten, wenn man freundlich lächelt und nach Alternativen fragt, wenn es Anlässe zum Schenken gibt.

Kürzlich habe ich mal einen kleinen, recht ungezogenen Jungen erlebt, der vor der Fleischtheke aus seinem Kinderwagen heraus sehr fordernd rief: „Wurst! Wurst!“. Als ihm die Verkäuferin ein dickes Stück Fleischwurst reichte, betrachtete er es zufrieden wie eine Beute. Die Worte „bitte“ und „danke“ kamen in seinem jungen Wortschatz noch nicht vor. Trotzdem fand ich das niedlich. Die Mutter leider auch.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder per Mail an: meinefrage@tagesspiegel.de

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