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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Feten bringen Segen

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Ein guter Freund hat zu seiner Hochzeitsparty eingeladen. Nun habe ich erfahren: Er heiratet gar nicht! Er will einfach nur feiern! Darf man das?

Anke, verwirrt

Für den Freundeskreis ist eine solche Variante sicherlich besser als eine heimliche Hochzeit. Denn der Freund lässt sich seinen Spaß eine fröhliche Party kosten. Gerade kreative Menschen finden immer mehr Möglichkeiten, einen Bund fürs Leben zu besiegeln, statt des klassischen Kirchgangs oder des Marschs aufs Standesamt. Wo früher ein Segen des Pfarrers und ein Stempel des städtischen Beamten unabdingbar schienen, kann heute vielleicht auch die Fröhlichkeit der Freundesrunde wie ein Segen wirken. Diese Lösung scheint mir immer noch sympathischer als die früher moderne Ausrede, man heirate nur aus Steuergründen – ohne Party. Für das Mindesthaltbarkeitsdatum einer Beziehung ist der Stempel eh unerheblich, das kann man in jeder Statistik nachlesen.

Das Streben nach Originalität hat Hochzeiten für Gastgeber und Gäste in den letzten Jahren oft heftig verteuert. Da mussten immer ungewöhnlichere Veranstaltungsorte gefunden werden, und ausufernde Dresscodes nahmen so manche Brautjungfer in den finanziellen Würgegriff. Zudem ist auch bei kirchlichen Hochzeiten nicht immer klar, ob sie wirklich religiös motiviert sind oder nur wegen der schönen Bilder so stattfinden.

Wenn zwei Menschen sich einander versprechen wollen und dazu einfach alle ihre Freunde als Zeugen einladen, dann kann das gleichzeitig schlicht, unkompliziert und sehr aufrichtig wirken. Vielleicht erleben Sie den Beginn eines neuen Brauchs.

Sie sollten also Ihre konventionellen Bedenken über Bord werfen. Gratulieren Sie den Freunden doch schon vor der Fete mal zu ihrer Idee, um klarzumachen, dass Sie eingeweiht sind und sich mit ihnen auf eine ganz neue Art von Fest freuen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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