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Fallstricke des Alltags: Getrennt glücklich

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Jedes Jahr gibt es Streit im Frühjahr. Meine Partnerin möchte unbedingt wegfahren an den Feiertagen. Mir ist das zu stressig und zu voll. Man hängt ja eh nur im Stau, und die Gaststätten sind auch alle rappelvoll. Ich habe oft nachgegeben, aber es macht mir immer weniger Spaß, diesen Feiertagsstress durchzuziehen. Wie kommt man aus dieser Situation heraus? Sonst verstehen wir uns gut.

Theo, ruhebedürftig

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

In diesem Jahr gab es schon einige Wochenenden, an denen man die vom Frühlingswetter befeuerte Unternehmungslust abreagieren konnte. Das wird Ihnen freilich wenig nützen. Das Gefühl, zu Ausflügen geradezu verpflichtet zu sein, endet ja nicht mit Ostern. Von den Maifeiertagen und Pfingsten geht eine ähnliche Sogwirkung aus. Vernünftig ist es sicher nicht, da mitzumachen. Aber Aufbruch und Ausbruch, sei es nur in eine schöne Landschaft, eine interessante Stadt, machen Spaß und beleben. Dieser Erfahrung sollten Sie sich nicht ganz verweigern. Bestimmt gibt es innerhalb der Stadt oder in der näheren Umgebung Ecken, die Sie noch nicht so gut kennen, Parks, die Sie schon längst mal hätten erforschen können, oder Bars mit einem schönen Pflasterstrand davor. Arbeiten Sie doch mal ein Alternativprogramm aus zu Zielen, die keine langen Autobahnfahrten erfordern. Vielleicht wartet die Partnerin darauf, dass Sie auch mal aktiv werden. Entferntere Orte kann man in einem Kurzurlaub auch im Laufe des Sommers noch ansteuern, wenn nicht alle gleichzeitig auf den Beinen sind.

Schönes Frühlingswetter hat viele Vorteile, aber einen riesigen Nachteil. Es setzt die Menschen unter Druck. Viele haben dann das Gefühl, dass alle anderen eine wunderschöne Zeit haben, und dass sie da unbedingt mithalten müssen. Was sie den Winter über entbehrt haben, wollen sie jetzt doppelt auskosten. Dabei übersehen sie leicht, dass der Nachbar im Stau auch ziemlich genervt in die Gegend guckt, und dass die Laune der anderen Gäste im überfüllten Ausflugsrestaurant ebenfalls durchaus schwankend ist.

Wenn Sie wirklich gar keine Lust haben, bitten Sie die Partnerin doch, lieber mit Freunden etwas zu unternehmen. Man muss sich von Feiertagen auch nicht verpflichtet fühlen, unbedingt zusammenzuhocken. Das würde ja nur bedeuten, den Stress des Arbeitslebens zu übertragen in die Freizeitwelt. Besser, jeder hat auf seine Weise Spaß und erzählt dem anderen dann davon. Das schließt gelegentliche Kompromisse nicht aus. Manchmal warten in der Ferne ja auch wunderbare Überraschungen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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