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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Männer unter sich

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Bei einem hochkarätigen Abendessen wurde ich zwischen zwei Geschäftsführern platziert. Während des Essens durfte ich mir gefühlte zwei Stunden lang die Firmenphilosophie anhören, ohne mich einbringen zu können. Der Ehefrau auf der anderen Seite ging es ähnlich. Hätte ich die Herren bitten können, die Plätze zu tauschen, um mich mit der anderen Frau unterhalten zu können?

Jelena, gelangweilt

Tischordnungen gehören zu den schwierigeren Disziplinen für Gastgeber. Es gibt dabei verschiedene Schulen, zum Beispiel die Ehepartner entweder zusammen- oder grundsätzlich auseinanderzusetzen. Normalerweise werden sie auseinandergesetzt, denn miteinander können sie sich ja auch zu Hause unterhalten. Bei normalen gesellschaftlichen Veranstaltungen, bei denen sich die Zahl der anwesenden Männer und Frauen in etwa die Waage hält, werden die Gastgeber immer darauf achten, eine sogenannte bunte Reihe zu formieren, in der sich Männer und Frauen miteinander abwechseln. Nicht immer ist die Tischordnung im Sinne der Geladenen. Freilich ist es streng verboten, vorab heimlich die Tischkärtchen auszutauschen. Zwar habe ich das auch bei hochoffiziellen Banketten schon beobachtet, es bleibt aber trotzdem schlechtes Benehmen.

Grundsätzlich wäre es richtig, jedem der Tischpartner den gleichen Anteil an Zeit zu widmen, also bei der Vorspeise mit dem Herrn zur Linken zu parlieren, bei der Suppe mit dem zur Rechten, beim Fischgang wieder mit dem zur Linken und so fort. Beide Gesprächspartner sollten sich bemühen, ein Thema zu finden, das für beide interessant ist, sollten darauf achten, dass nicht der eine ständig redet und der andere die ganze Zeit zuhören muss. Wenn zwei Männer die Frau in ihrer Mitte ignorieren, um miteinander über Geschäftsthemen zu sprechen, verhalten sie sich rasend unhöflich. Auch wenn man Gleiches nicht mit Gleichem vergelten sollte, wäre es aus meiner Sicht in Ordnung, nach gebotener Zeit unter Hinweis auf das intensive Gespräch einen Sitzplatztausch vorzuschlagen, um sich selbst aus einer unangenehmen Lage zu befreien.

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