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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Sollen die Eltern der Braut auch deren zweite Hochzeit finanzieren?

Eine Frau erwartet von ihrer Mutter, dass sie ihre zweite Hochzeit komplett bezahlt. Das sieht unsere Kolumnistin kritisch.

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Meine Tochter wird zum zweiten Mal heiraten. Sie und ihr zukünftiger Mann haben gute Einkommen. Vor einiger Zeit bat mich die Tochter am Telefon, dass ich als Brautmutter die Kosten für die Hochzeit übernehmen solle, Essen, Getränke, Hotelzimmer für auswärtige Gäste. Sie stellte in Aussicht, dass sich die mir noch nicht bekannten Schwiegereltern eventuell an den Kosten beteiligen werden. Meine Freunde fanden diese Forderung unverschämt.

Marianne, herausgefordert

Es ist zwar eine alte Tradition, dass die Eltern der Braut die Kosten der Hochzeit übernehmen. Freilich stammt sie aus Zeiten, da die Hochzeit am Anfang des Lebens erfolgte, Frauen noch nicht selbstverständlich eigenes Geld verdienten und man davon ausgehen konnte, dass die Ehe ein Leben lang hält. Das alles hat sich dramatisch geändert. Ihre Tochter geht offenbar davon aus, dass sie zum zweiten Mal nach alter Väter Sitte mit einem großen Fest heiraten, doch das eigene Vermögen unangetastet lassen kann. Was ich wirklich stillos finde, ist der Umstand, dass sie glaubt, eine solche Frage am Telefon abhandeln zu können. Selbst wenn das Paar in einer anderen Stadt lebt, könnte es sich durchaus die Mühe machen, zwecks Besprechung der Feierlichkeiten die Mutter einmal zu besuchen.

Was ebenfalls zu denken gibt, ist die Tatsache, dass Sie die Schwiegereltern noch nicht kennen. Auch die sollten doch zu einem Vorbereitungstreffen eingeladen werden. Oder möchte das Paar, dass Sie die Kostenverhandlungen vor dem Traualtar führen? Es mag Gründe geben, warum Ihre Tochter davon ausgeht, dass Sie die Kosten übernehmen. Selbstverständlich ist es keineswegs. Zweit- und Dritt-Eheschließungen sollten nicht den Eltern aufgebürdet werden, besonders, wenn die einem eine Ausbildung mit auf den Weg gegeben haben, die es möglich macht, eigenes gutes Geld zu verdienen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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