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Fallstricke des Alltags: Sportsfreund oder Duzfreund?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Beim Reiten treffe ich regelmäßig eine junge Frau, mit der ich mich, wie es beim Sport üblich ist, duze. Kürzlich kam ihre Mutter dazu, die in meinem Alter ist. Ich war unsicher, ob ich sie auch duzen soll, weil wir uns im Alter ja viel näher sind, oder ob es besser ist, beim „Sie“ zu bleiben.

Anna, erwachsen

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Keine Sippenhaft bitte, das gilt auch unter Sportlern. Mit der jungen Frau verbindet Sie ja offenbar einiges, das gemeinsame Training, die Sorge für die Pferde, der vielleicht freundschaftliche Kontakt zu anderen Sportlern. Klar, dass dabei ein Maß an Vertrautheit entsteht, das ein „Du“ nahelegt. Mit der Mutter verbindet sie zunächst einmal gar nichts, außer der zufälligen Altersähnlichkeit. Es könnte doch gut sein, dass es ihr unangenehm wäre, wenn sie einfach so aus dem Blauen heraus geduzt würde. Sie selber könnten plump vertraulich wirken, das möchten Sie bestimmt nicht. Es gibt auch keinen Grund, warum Sie selber unbedingt die Initiative ergreifen müssten, es sei denn, Sie kennten das Geburtsdatum der Mutter und wüssten, dass Sie etwas jünger ist. Die Regel, dass der Ältere dem Jüngeren das „Du“ anbietet, rettet auch heute noch oft komplizierte Situationen.

In Ihrem Fall sollte man sich erst einmal via Small Talk näherkommen. Einige Komplimente zur netten und talentierten Tochter wären sicher geeignet, die Atmosphäre etwas aufzulockern. Mutter ist nicht gleich Tochter, Sie müssen schließlich auch erst einmal herausfinden, ob die Chemie zwischen Ihnen beiden stimmt. Wenn Sie die Frau nett finden und sie lässt sich häufiger bei den Pferden blicken, dann könnten Sie ihr, gewissermaßen als seniorere Reiterin, formell das „Du“ anbieten.

Bis dahin haben Sie wahrscheinlich auch gespürt, ob das willkommen wäre. Jemanden einfach mit dem „Du“ zu überfallen, kann leicht peinlich werden. Falls die Tochter ganz selbstbewusst ist, schlägt Sie vielleicht von sich aus vor, dass Mutter und ältere Trainingspartnerin sich duzen. Das können Sie dann mit einem Augenzwinkern dankend annehmen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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