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Wie verhält man sich bei Krankheit am Arbeitsplatz? Elisabeth Binder gibt Ratschläge.

© Kai-Uwe Heinrich

Fallstricke des Alltags: Viren? Nein, danke!

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Gerade habe ich mich über eine Arbeitskollegin sehr geärgert. Sie stand unmittelbar neben mir und hustete, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. Meinen wohl etwas erschrockenen Blick kommentierte sie mit den Worten: „Meine Erkältung ist schon vorbei. Ich bin nicht mehr ansteckend.“ Woher will sie das wissen? Ich kann mir gerade einen Infekt so gar nicht leisten. Ist so ein Verhalten nicht unhöflich?

Die Kollegin gehört vermutlich zu jenem Typ von Menschen, die mit ihren Rottweilern spazieren gehen und sie an die lange Leine lassen, selbst wenn ihnen Kinder entgegenkommen mit ängstlich guckenden Müttern. Da haben sie dann immer ein fröhliches „Der tut nichts“ auf den Lippen. Darauf kommt es aber gar nicht an.

So schwer es manchen Menschen fällt, das zu begreifen, in Fragen der Höflichkeit kommt es immer zuerst auf den anderen und dessen subjektive Empfindungen an. Selbst wenn die Kollegin ein ärztliches Attest in der Tasche gehabt hätte mit der besiegelten Aussage, dass ihre Erkältung garantiert nicht mehr ansteckend sei, wäre ihr Verhalten unhöflich gewesen. Schließlich hat sie mit ihrem ungeschützten Husten Sie in Angst und Schrecken versetzt. Und das ist nicht in Ordnung. Wie lange haben Sie darüber nachgegrübelt, ob Sie sich vielleicht angesteckt haben, und haben sich deshalb auch unwohl gefühlt? Wie viel weniger Aufwand wäre es gewesen, rasch in die Armbeuge zu husten? Eine Sache von Sekunden! Gerade in Zeiten anschwellender grippaler Infekte ist es wichtig, Rücksicht zu nehmen. Das gilt nicht nur für die physische Virenausteilung, sondern vor allem auch für die Psyche der Mitmenschen, die sich schützen wollen.

Wie ansteckend etwas tatsächlich ist, dazu gibt es in der Regel keine verlässlichen Aussagen. Also sollte man immer, wenn man niesen oder husten muss, andere Menschen schützen. Das gilt selbst dann, wenn man vorher gar keine Erkältung durchgemacht hat. Der Hinweis, dass keine Gefahr besteht, wirkt nur zusammen mit sichtbaren anderen Schutzvorkehrungen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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