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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Was kann ich tun, um nicht geduzt zu werden?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen..

Gelegentlich passiert es, dass einem jemand zur Unzeit das „Du“ anbietet. Das halte ich für schlechtes Benehmen. Noch schlimmer finde ich es allerdings, dieses normalerweise freundlich gemeinte Angebot abzulehnen. Hinterher ärgere ich mich freilich öfter, mit einem Menschen per „Du“ zu sein, den ich gerne auf Abstand gehalten hätte.

Karsten, geduzt

Das ist tatsächlich ein schwieriges Problem für Menschen im deutschen Sprachraum. Im Englischen gibt es zwar nur das „you“, aber es ist ein Fehler, in der deutschen Übersetzung generell ein „Du“ daraus zu machen. Das signalisiert in unserer Sprache ein größeres Maß an Nähe, an Vertrautheit oder Lässigkeit, schon allein deshalb, weil es diese Spezialform gibt. Jemandem zu früh ein „Du“ aufzudrängen, ist tatsächlich nicht sehr höflich. Sie haben aber recht, dass das Angebot meist als freundliches Entgegenkommen gemeint ist und dass Ablehnung als sehr kränkend empfunden werden kann. Die Gefahr, dass sich ein Verhältnis mit Potenzial daraufhin verschlechtert, sollte nicht unterschätzt werden. Wenn Sie sich ernsthaft unwohl fühlen mit der Situation, können Sie entweder sagen: „Ich brauche noch etwas Zeit.“ Und es dabei dann belassen. Oder Sie gehen stillschweigend wieder zum „Sie“ über. Nach einer Weile gerät das Angebot, sich zu duzen, vermutlich stillschweigend in Vergessenheit.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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