zum Hauptinhalt
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Was mache ich, wenn Kinder alles dreckig machen?

Sie fragen, Elisabeth Binder antwortet immer sonntags in ihrer Benimm-Kolumne. Diesmal geht es um

Kürzlich hatten wir zum Grillfest wieder befreundete Familien geladen. Die Sechsjährigen sind super, sie haben nur eine doofe Leidenschaft – sie trommeln mit ihren Fettfingern stundenlang gegen alle Fensterscheiben („Hallo, Mama!“). Ich sagte nichts, ich will ja nicht ungastlich erscheinen. Oder darf ich was sagen, ohne gleich als kinderfeindlich zu gelten?

Klar, beim Grillfest scheut man keine Mühen und Kosten, da möchte man am Ende gern als rundum guter und großzügiger Gastgeber dastehen. Und also nicht mit Kritik die Stimmung dämpfen oder gar vermiesen. Dabei wäre es eigentlich naheliegend, die Kinder zu bitten, sich zunächst ihre Hände zu waschen und ihnen anschließend einen Lappen und Glasreiniger zu geben. Dann könnte man sie freundlich auffordern, die schönen Fettabdrücke wieder wegzumachen. So würde man ihnen gleichzeitig vermitteln, wie schwer das ist, eine leichthin verschmutzte Scheibe wieder sauber zu bekommen. Man kann das ja sogar spielerisch sportlich inszenieren, so nach dem Motto: „Jetzt schauen wir mal, wie lange es dauert, noch so einen schönen Abdruck zu machen, und wie lange ihr dann wohl braucht, den wieder weg zu kriegen.“ Natürlich liefen Sie so Gefahr, kleinkariert bis sogar kinderfeindlich zu wirken. Verhalten, das Außenstehende als ungezogen einordnen, finden manche Eltern mitunter sogar niedlich. Gerade im Freundeskreis kann man in der Regel ganz gut einschätzen, ob es eher die Eltern sind, die etwas pädagogische Aufbesserung durchaus brauchen könnten oder die Kinder. Den Ärger einfach stillschweigend zu schlucken, ist auch nicht gut, das macht nur aggressiv, was die Stimmung dann ebenfalls trüben kann.

Der pädagogische Weg zu den Kindern führt, korrekt gegangen, immer über die Eltern. Am besten ist es wohl, man schafft es, die Eltern mit ein paar humorvollen Worten auf den Schaden aufmerksam zu machen und dann leichthin vorzuschlagen, mit den Kindern das oben erwähnte Putzspiel zu machen. Zum nächsten Grillfest kommen die Gäste bestimmt mit besser vorbereiteten Kindern. Sollte ihr Vorschlag als Witz verstanden werden, müssen die Kinder einmal aussetzen. Dann laden Sie beim nächsten Mal einfach nur die Erwachsenen ein.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false