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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Was tun gegen Freiluft-Raucher?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Als absolutem Nichtraucher passiert es mir bei Freiluftveranstaltungen immer wieder, dass ich hinter Kettenrauchern sitze. Wenn ich den Qualm zurückpuste oder darum bitte, bis zur Pause zu warten, kommt meist die Gegenfrage, wo man überhaupt noch rauchen könne, man sei doch schließlich im Freien, und es entsteht eine angespannte Atmosphäre. Wie findet man da eine Lösung?

- Johann, umnebelt

Es ist in jedem Fall verständlich, dass Raucher die wenigen Nischen, die ihnen noch bleiben, verteidigen. Viele haben dem Laster inzwischen ja abgeschworen, eben weil es so schwer geworden ist, sich ihm zu widmen. Dass gerade aus ehemaligen Rauchern, die ihre Picknick-Zigarette heiß und innig geliebt haben, oftmals militante Nichtraucher werden, ist ebenso wenig ein Geheimnis wie die Tatsache, dass all die Restriktionen der letzten Jahre Trotz-Raucher hervorgebracht haben, die nur deshalb mit dem Qualmen angefangen haben, weil es inzwischen fast überall verboten ist.

Ich würde ganz sicher nicht den Qualm zurückpusten, das wirkt einfach unnötig aggressiv und bestätigt besonders den Trotz-Raucher in seiner Haltung, das Terrain zu verteidigen. Bevor Sie irgendeine Initiative ergreifen, kommen Sie bitte auf jeden Fall von der Haltung herunter, Sie seien als Nichtraucher der bessere Mensch und hätten deshalb auch umfassendere Rechte.

Vielleicht wird ja irgendwann der Genuss von Zigaretten auch bei Open-Air- Veranstaltungen grundsätzlich verboten, eben weil da viele Menschen auf engstem Raum zusammensitzen.

Dort, wo es noch gestattet ist, müssen Sie immer damit rechnen, dass sich der Raucher das Konzert extra gegönnt hat, weil er so Tabakfreuden mit Kulturgenuss vereinbaren kann. Es ist okay, mit einer kleinen Entschuldigung darauf hinzuweisen, dass Sie der Rauch stört und Sie dankbar wären, wenn Sie nicht mehr als nötig davon abbekommen müssten. Dann sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass der Nachbar nur so viel qualmt, wie es sein Wohlergehen mindestens verlangt. So ist das Problem zwar nicht gelöst, aber ein Kompromiss ist immer auch ein Sieg der Zivilisation über die Barbarei.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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