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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Was tun, wenn Gruppen den Gehweg blockieren?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Kürzlich versuchte ich auf dem Gehweg, eine Gruppe von vier Leuten zu überholen, die alle nebeneinander gingen. Als ich mich vorbeischlängelte, touchierte ich den äußeren Mann, worauf der eine unfreundliche Bemerkung machte. Ich gab zurück, es sei problematisch, wenn eine Gehwegbarrikade entsteht, worauf auch die anderen anfingen, mich zu beschimpfen. Dabei hatte ich doch recht, oder?

Lenni, angegriffen

Ob man recht hat oder nicht, ist egal, wenn eine aggressive Atmosphäre entsteht und man noch dazu in der Minderheit ist. Sie wollen ja nicht in eine Schlägerei verwickelt werden. Also bestehen Sie besser nicht auf Ihrem Recht. Allerdings ist es in der Tat eine Unsitte, die häufig zu beobachten ist: Familien oder Freunde machen sich auf dem Bürgersteig breit und bedenken dabei nicht, dass sie andere Passanten behindern könnten.

Richtig wäre es immer, mindestens eine kleine Überholspur freizulassen. Man kann sich ja auch unterhalten, wenn man zu zweit oder zu dritt hintereinander hergeht, je nachdem, wie viel Platz gerade ist.

Leider kommen viele von selbst nicht darauf. Dahinter muss nicht mal böse Absicht stecken. Vielleicht ist das Gespräch so fesselnd oder der gemeinsame Ausflug so beseelend, dass die Umwelt schlicht ausgeblendet wird. Grundsätzlich kann man Leute schon darauf aufmerksam machen, dass sie gerade eine Straßenblockade bilden. Es gehört freilich zu den verbreiteten menschlichen Schwächen, Schuldbewusstsein und schlechtes Gewissen mit aggressiven Bemerkungen zu kompensieren. Da muss man dann der Intuition vertrauen, ob es lohnt, sich auf eine Schlacht der Worte einzulassen, oder nicht.

Hat man das Gefühl, dass die Situation kippen könnte, am besten einfach weitergehen. Man kann aber auch Glück haben. Dann entschuldigen sich die Blockierer höflich, Sie selber bedanken sich für die bereitete Gasse, und alle sind guter Dinge. Es wäre schön, wenn sowas selbstverständlich wäre.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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