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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Wie kann man die teure Hochzeit umgehen?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Meine Freundin ist Patentante eines Mannes, der demnächst eine aufwendige Hochzeit feiert. Das bedeutet neue Kleider, Hotel- und Reisekosten. Für sie ist das viel zu teuer, außerdem nehmen viele Freunde des Paares teil, zu denen meine Freundin keine Beziehung hat. Sie würde keinem fehlen und möchte nun absagen – nur wie?

Nastassja, hilfsbereit

Es hilft öfter als man denkt, bei der Wahrheit zu bleiben. Man muss sie ja nicht in allen Facetten ausleuchten. Hätte Ihre Freundin eine enge Beziehung zum Bräutigam, dann würde sie es ganz bestimmt irgendwie möglich machen, dabei zu sein, zur Not auch in alten Kleidern und per Mitfahrgelegenheit. Offensichtlich ist die Einladung aber aus konventionellen Gründen ausgesprochen worden. Eine Patentante muss halt eingeladen werden. Das Hochzeitspaar freut sich bestimmt besonders darauf, den Tag mit den Freunden zu verbringen. Und wer weiß, ob die beiden nicht heimlich stöhnen über die hohen Kosten, die die Pflichtgäste verursachen. Vielleicht sind sie über jede Absage aus diesem Kreis sogar erleichtert. Das würde bedeuten, dass Sie keinen extrakreativen Ghostwriter für die Absage engagieren müssen. Ein handgeschriebener, persönlicher Brief reicht doch. Darin sollte stehen, dass es der Freundin leider nicht möglich ist, an der Hochzeit teilzunehmen. Ich würde keine Begründung angeben, aber, wenn sie das Gefühl hat, ohne geht es gar nicht, dann kann sie zum Beispiel einen langfristig geplanten Besuch von Freunden aus dem Ausland angeben oder andere vorab gefasste Pläne, die zu ihr passen. Und dann sollte sie hinzufügen, dass die Gastgeber auf großen Festen eh keine Zeit haben, länger mit den Gästen zu sprechen, dass sie als Patentante aber den Wunsch verspürt, auch die junge Frau mal näher kennenzulernen. Also lädt sie die beiden sehr herzlich zum Essen ein, sobald sie sich mal in der Nähe ihres Wohnorts aufhalten. Hinzufügen könnte sie noch, wie sehr sie sich darauf freut, exklusiv Zeit mit den beiden zu verbringen. Einen kleinen Teil des vielen Geldes, das sie gespart hat, könnte sie in ein persönliches Geschenk investieren, vielleicht einen Bildband über eine Gegend, die sie mit Erinnerungen an den Patensohn verknüpft. Leider ist dies kein Einzelfall. Deshalb kommt hier nochmal mein Appell an alle Brautpaare: Denken Sie bei der Planung der Feierlichkeiten bitte an die finanziellen Möglichkeiten Ihrer Gäste. Eine Hochzeit darf auch schlicht und gemütlich sein.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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