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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Wie rufe ich nach einem Kellner?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Neulich saß ich auf der Dachterrasse eines Hotels und hatte einen Wunsch an die Bedienung. Da der Kellner nicht aufmerksam zwischen den Tischen herumlief, rief ich ihn freundlich von hinten mit: „Herr Ober.“ Er drehte sich um und fragte: „Aus welchem Jahrhundert ist das denn?“ Wie mache ich mich denn sonst bemerkbar? - Theresa, wohlmeinend

Es spricht für Ihre gute Kinderstube, dass Sie nicht der Versuchung erlegen sind, beim nächsten Anlauf „Ey Alter“ zu rufen. Das hätte sicher sehr zeitgemäß geklungen. Wenn der Kellner Ihre Anrede altmodisch fand, hätte er sich einfach bei Ihnen mit seinem Namen vorstellen sollen. Das wäre besser und wohl auch trinkgeldfördernder gewesen, als einen Gast verbal zu maßregeln in einer, wie ich finde, eher unfreundlichen Art.

Leider gehört die Anrede von Servicepersonal zu den schwierigsten Kapiteln der deutschen Sprache. Eine korrekte und gleichzeitig richtig gute Anrede, auf die sich alle verständigen können, gibt es leider nicht. Die Gaststättenverbände empfehlen immer noch „Herr Ober“. Statt „Fräulein“ sollte man danach „Frau Ober“ sagen. Doch wirklich durchgesetzt hat sich das nicht. „Hallo“ zu rufen, ist auch nicht elegant und das ebenfalls verbreitete „Entschuldigung bitte“ lehnen viele Restaurantbesucher ab, weil sie schließlich nichts zu entschuldigen haben. Namensschilder gibt es leider fast nur in der gehobenen Gastronomie, aber da hat man das Aufmerksamkeitsproblem in der Regel nicht oder allenfalls in umgekehrter Weise, indem die Kellner sich zu häufig erkundigen, ob alles in Ordnung sei. Eine häufig gehörte Empfehlung lautet, Blickkontakt aufzunehmen mit den Serviceleuten und sie dann möglichst herbeizulächeln. Auch Handzeichen sind denkbar. Schnipsen ist freilich verboten. Es gibt leider Kellner, die konsequent jeglichen Blickkontakt vermeiden. Hat jemand eine Idee? Her damit!

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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