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Berlin: „Falsche Richtung!“

Was sonst noch auf der langen Strecke geschah

Zwei zehnjährige Jungs stehen gegen halb zwölf an der Potsdamer Straße – in Höhe der Philharmonie. Sie haben sich ganz dicht am Straßenrand aufgestellt und verfolgen aufgeregt und angestrengt den Marathonlauf. Was rufen sie nur immer, während die Läufer vorbeikommen? Es sind Zahlen: „961, 962, 963…“

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Etwa 60 Musikgruppen haben wieder aufgespielt, zu den beliebtesten Plätzen gehören der Wilde Eber und der Potsdamer Platz. Vergleichsweise unbeliebt ist ein Ort, der noch vor gut einer Woche weltweit Aufsehen erregte. Die Akustik ist schlecht. Botho Karper hat mit Mitgliedern seines „Trommelzentrums“ gegenüber der Nationalgalerie Quartier bezogen. Während es nieselt, sagt er: „Wenn’s richtig regnet, ziehen wir unters MoMA-Dach. Da ist die Akustik besser.“

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Das Marathon-Telefon der Polizei klingelte ununterbrochen. „Wie komme ich aus diesem Kessel raus?“, lautete die häufigste Frage der Autofahrer. Wer am Sonnabend anrief, bekam eine clevere Antwort: „Parken Sie Ihr Auto am Abend vorher außerhalb des Renn-Kessels.“

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Potsdamer Straße, 14.30 Uhr. Drei Streckenposten unterhalten sich, die Straße ist leer, Stille. Plötzlich schreit einer auf: „Halt, halt! Sie laufen in die falsche Richtung!“ Gemeint ist eine Joggerin, die gen Süden rennt. „Nö, alles richtig“, ruft die Frau zurück. „Ich renne nur um den Block. Ich muss die freien Straßen ja ausnutzen.“

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Was man bei einem Marathon so alles dabei haben muss: Zwei Läufer haben sich Aluleitern über die Schulter gehängt. Ein Starter tritt mit Fußball an. Er tänzelt über die Strecke, spielt den Ball ständig zwischen rechter und linker Fußinnenseite hin und her. Eine junge Frau läuft mit einem Zwillingskinderwagen durchs Brandenburger Tor Richtung Ziel.

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Was man nicht dabei haben muss: Uschi Bierbaum-Bucksch, HNO-Ärztin aus Düsseldorf, läuft ohne Schuhe. Zwischen Kilometer 20 und 30 sagt sie, dass der Lauf sie anstrengt. „Aber mit meinen Füßen ist alles klar.“ Die Barfußläuferin erreicht das Ziel in 4 Stunden und 51 Minuten.

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Alles klasse beim Minimarathon, bei dem über 8000 Berliner und Brandenburger Schüler das letzte Zehntel der Originalstrecke gelaufen sind. Hinterher gibt einer der Sieger Interviews wie ein Großer: „Doch, ist gut gelaufen, die Form hat gestimmt.“ Tsp

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