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Berlin: Falsche Vopos und ein Tritt am Checkpoint

Museumschefin wegen Beleidigung vor Gericht

Die Chefin des Checkpoint-Museums ist fassungslos. Sie auf der Anklagebank. Wegen Körperverletzung und Beleidigung. „Es handelt sich um eine Verleumdung und Rufschädigung“, schimpft Alexandra Hildebrandt. Was dran ist an den Vorwürfen, prüft seit gestern das Amtsgericht Tiergarten. Hintergrund ist ein Streit mit einem als DDR-Volkspolizist ausstaffierten Schauspieler, der sich für Geld von Touristen fotografieren ließ.

Die Sache liegt zwei Jahre zurück. Es war Ende Mai, als die Chefin des Mauermuseums am Checkpoint Charlie im Zorn auf den jungen Mann zugegangen sein soll. Er und zwei weitere Schauspieler standen wieder einmal als „falsche Vopos“ vor dem nachgebauten Kontrollhäuschen, das einen Eindruck vom früheren Grenzübergang vermitteln soll. Die Truppe hatte einen roten Teppich ausgerollt. „Nehmen Sie den weg!“, forderte Hildebrandt nach Angaben des Schauspielers. Als er sich bückte, soll sie ihn getreten und beschimpft haben. „Mörder“, habe sie gerufen und „Arschloch“. Dagegen wehrt sich die 47-jährige Witwe des Museumsgründers Rainer Hildebrandt mit größter Empörung: „Ich weise die Vorwürfe mit Nachdruck zurück.“ Sie habe nicht getreten und sich auch keine verbalen Entgleisungen erlaubt. Sie, die seit Jahren die Erinnerung an die Opfer von Mauer und Stacheldraht wach hält, will dem Schauspieler vielmehr erklärt haben: „Diese Uniformen haben die Mörder getragen.“ Und das Schimpfwort mit A… gehöre überhaupt nicht zu ihrem Wortschatz.

Auch der 33-jährige Tom L. wirkt fassungslos. „Sie zeigte vor allen Leuten mit dem Finger auf uns“, sagt er. „Mörder!“, habe sie gerufen. Dann ein Tritt gegen sein Handgelenk, der nach seinem Eindruck „sehr gezielt“ wirkte. Ein anderer Schauspieler dagegen meinte, dass Frau Hildebrandt wohl eher nach dem störenden Teppich trat. „Ihr ist ein kleines Missgeschick passiert“, sagte der 28-Jährige.

Das Posieren als DDR-Volkspolizisten hatte nicht nur die streitbare Chefin des privaten Museums als schlimme Provokation an dem historischen Ort empfunden. Wenige Wochen nach ihrem ersten Auftritt liefen die Schauspieler dann über und erschienen in Uniformen der Alliierten. So stehen sie bis heute an der Kontrollbaracke und warten auf Touristen. Der Preis ist gleich geblieben: Für jedes Foto mit einem Uniformierten kassieren sie mit behördlicher Erlaubnis einen Euro. Der Prozess wird am 6. Juli fortgesetzt. K. G.

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