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Berlin: Falscher Anzug, falscher Kuss: Wowereit weniger populär

Der Regierende Bürgermeister rutscht in einer Umfrage wieder einmal ab. Seinen Sprecher lässt das kalt: Zumindest wisse man genau, woran es liegt

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Politiker können ihre Popularität schnell verlieren. Dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ist das jetzt zum zweiten Mal passiert. Im Juli war er – wegen einer umstrittenen „Dienstreise“ nach Kalifornien zum befreundeten Star-Moderator Thomas Gottschalk – in den Umfragen abgerutscht. Danach stieg die Beliebtheitskurve wieder kräftig an, jetzt stürzte er erneut ab: von 1,0 auf 0,4 Punkte. Eine Forsa-Umfrage der „Berliner Morgenpost“ sah Wowereit am Sonntag nur noch auf Platz 7.

„Der Grund dafür ist ja wohl offensichtlich.“ Senatssprecher Michael Donnermeyer versuchte gestern gar nicht erst, irgendwelche Ausflüchte zu finden. Das sei schließlich das Schöne an der Sache: Man könne sich die Einbußen bei den Beliebtheitswerten für Wowereit sofort erklären. Désirée Nick in aller Öffentlichkeit heftig zu küssen und in Bangkok eine ungeschickte Rede im falschen Anzug zu halten – darauf reagieren viele Wähler sofort. Aber dazu sei inzwischen alles gesagt, meinte Donnermeyer. „Auch dieser Popularitätsknick wird vergehen.“

Nach seiner Wahl zum Regierenden Bürgermeister im Juni 2001 hatte Wowereit rasch die Berliner Politiker-Charts erobert. Zwischenzeitlich saßen ihm Gregor Gysi (PDS), Christoph Stölzl (CDU) und Joachim Zeller (CDU) im Nacken. Zurzeit liegt der CDU-Landeschef und mögliche Spitzenkandidat für 2006, Zeller, auf der Beliebtheitsskala sogar deutlich vor Wowereit. Zur Popularität gehört allerdings nicht nur die Beliebtheit, sondern auch die Bekanntheit. Und da ist Wowereit unschlagbar. Nur ein bis zwei Prozent der Berliner Bevölkerung kennen seinen Namen nicht. Damit liegt er mit großem Abstand vorn.

Der SPD-Fraktions- und Landeschef Michael Müller hat ihn auf die umstrittenen Küsse und den Fauxpas in Thailand gar nicht erst angesprochen – und auf dem SPD-Landesparteitag am Sonnabend waren Wowereits jüngste Eskapaden auch kein Thema. Im Gegenteil: Das Parteitagspräsidium schickte „herzliche Grüße nach Helsinki“. Dort wurde Berlin am selben Nachmittag die Leichtathletik-WM 2009 zugesprochen. Das gehöre eben auch zum Erfolgsrezept Wowereits, sagte sein Sprecher Donnermeyer: „Die Präsentation in Helsinki hat er von Anfang an eng, aber diskret mit vorbereitet, ohne auf halbem Wege was in die Öffentlichkeit zu pusten.“ So mache er das am liebsten bei wichtigen Projekten.

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