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Berlin: Familie Ristic darf bleiben

Zehn Jahre lebten sie in Unsicherheit: Nun folgt Senator Körting der Empfehlung der Härtefallkommission

Sie haben geweint und gelacht, alles gleichzeitig, sie konnten es kaum glauben, und immer noch muss die Mutter sich manchmal setzen, weil sie weiche Knie kriegt: Die bosnische Familie Ristic hat nach langem Bangen eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten.

Die Härtefallkommission hatte sich der Familie angenommen – und Innensenator Ehrhart Körting (SPD) ist der Empfehlung gefolgt, aus humanitären Gründen den Aufenthalt in Berlin zu erlauben. „Es ist unglaublich“, sagt Milica Ristic, die Mutter. „Nach zehn Jahren in Unsicherheit nun diese Entscheidung.“

Bekannt wurden die Ristics vor einem Jahr als die „geteilte Familie“. Im August 2004 hatte die Ausländerbehörde die Duldung nicht verlängert und den Vater und die ältere Tochter Sanja, heute 17 Jahre alt, nach Bosnien abgeschoben. Die Mutter und die jüngere Tochter, inzwischen 14 Jahre alt, blieben hier, da Anwälte einen Asylantrag für das Mädchen stellten. Ein aussichtsloser Versuch, die drohende Abschiebung zu verhindern. Die Familie lebt bereits seit zehn Jahren in Berlin. 1995 waren sie vor dem jugoslawischen Bürgerkrieg nach Berlin geflohen. Sie bekamen eine Duldung, die beiden Töchter Tanja und Sanja gingen zur Schule und sprechen längst besser Deutsch als Serbokroatisch.

Nach der teilweisen Abschiebung der Familie hatte Tanjas Schulklasse Medien und Politiker mobilisiert, ein Engagement, das mit mehreren Bürgerpreisen ausgezeichnet wurde. Das Berliner Gripstheater schließlich machte die Familie zum Thema seiner bundesweiten Bleiberechtskampagne „Hier geblieben“.

Auch Innensenator Ehrhart Körting hatte sich etliche Gedanken darüber gemacht, wie mit langjährigen Flüchtlingsfamilien zu verfahren sei. Anfang Juli machte er sich bei der Innenministerkonferenz in Stuttgart dafür stark, dass voll integrierte Flüchtlingsfamilien, deren Kinder hier zur Schule gehen, einen Aufenthaltsstatus erhalten. Es sei den Kindern nicht zuzumuten, in die ihnen nahezu unbekannte Heimat der Eltern zurückzukehren, hatte Körting argumentiert – und damit zwar die Unterstützung von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) erhalten, nicht aber die Zustimmung der CDU-Kollegen aus den Ländern.

Für Tanja Ristic und ihre Mutter ist mit der Aufenthaltsgenehmigung ein Wiedersehen mit dem Vater und Sanja in greifbare Nähe gerückt: Erst jetzt dürfen sie Berlin verlassen – und ihre restliche Familie in Bosnien besuchen.

Reisen waren ihnen – wie allen geduldeten Ausländern – in den vergangenen zehn Jahren verboten gewesen. Als Nächstes wollen Mutter Milica und Tanja Ristic den Vater und Sanja wieder nach Berlin holen. Wenn die Familie dann vereint ist, ist ein erster Ausflug nach Brandenburg möglich.

Am 10. August 2004 wird die Duldung der Familie Ristic nicht verlängert, sie kommen direkt in Abschiebehaft. Am nächsten Morgen werden Vater Zoran und Sanja ausgeflogen (Fotos). Seitdem leben sie bei den Großeltern bei Tuzla. Jetzt hoffen sie, dass sie zurückkommen und Sanja weiter zur Schule gehen kann

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