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Weiche Landung. Die Strohhüpfburg ist beim Weltkindertagsfest besonders beliebt, hier ein Foto aus dem vergangenen Jahr.

© Jörg Carsensen, picture alliance / dpa

Familienfest am Potsdamer Platz: Jetzt kommen wir - Berlin feiert den Weltkindertag

An diesem Sonntag ist Weltkindertag. Das wird am Potsdamer Platz groß gefeiert. Und wie geht es den Berliner Kindern? Wir haben nachgeschaut.

„Kinder willkommen!“ So lautet das Motto des großen Fests zum heutigen Weltkindertag, den das Deutsche Kinderhilfswerk und das UN-Kinderhilfswerk Unicef vor gut 60 Jahren festgelegt haben. Mehr als 100.000 Besucher erwartet das Kinderhilfswerk diesmal zu „Deutschlands größtem nichtkommerziellen Kinderfest“ rund um den Potsdamer Platz. Von 11 bis 18 Uhr kann hier gespielt und gebastelt werden, es gibt ein Bungee-Trampolin, Torwandschießen und einen Mitmachzirkus, eine Strohhüpfburg und eine Tiergehege mit Hühnern, Schafen und Schweinen. Außerdem gibt es viele Informationsstände, eine Kinderrechtsrallye – und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will auch vorbeischauen.

Fast 540.000 Kinder und Jugendliche leben zurzeit in Berlin. So facettenreich die Stadt ohnehin ist, so verschieden wachsen auch die Kinder auf, so unterschiedlich sind ihre Chancen für die Zukunft. „Das Berliner Kind gibt es nicht“, sagt Sabine Walther vom Kinderschutzbund Berlin. Dem Großteil der Kinder gehe es gut, sie wachsen in einem ordentlichen Umfeld auf, sagt Walther. Sie macht sich vor allem Sorgen um die Kinder, die schon von klein auf vieler Möglichkeiten beraubt werden. Um die Kinder, die von Armut betroffen sind. Und das sind nach verschiedenen Untersuchungen rund 30 Prozent der in Berlin lebenden Jungen und Mädchen. Für diese Kinder werde es in der wachsenden Stadt immer schwieriger.

Vor allem beim Wohnraum gebe es immer Verdrängungskämpfe, bei denen arme Familien den Kürzeren zögen. Die Zahl der armen Kinder ist seit Jahren hoch; eine Lösung des Problems hat die Politik bisher nicht gefunden. Hinzu kommt jetzt durch die in die Stadt kommenden Flüchtlinge eine neue Herausforderung: Rund 4000 Kinder und Jugendliche sind darunter. Sie müssen betreut werden, brauchen Kitaplätze, sollen Deutsch lernen und in die Schule gehen. Zum Internationalen Tag des Kindes hier ein Überblick darüber, wie Jungen und Mädchen in Berlin leben.

GEBURTEN

Dass die Geburtenrate die Sterberate übertrifft, ist fast einmalig in Deutschland – nur die Hamburger können mithalten. In vielen Kiezen wie Gatow und dem Märkischen Viertel machen Kinder mehr als ein Fünftel der Bewohner aus und ihre Zahl wächst langsam, aber stetig. Im vergangenen Jahr wurden in Berlin knapp 35 000 Babys geboren. Die beliebtesten Erstnamen waren Elias und Hanna, während die langjährigen Klassiker Alexander und Marie die Hitliste der Zweitnamen anführen. Ausländische Namen spielen wegen der Vielzahl der Herkunftsländer keine große Rolle in der Statistik, auch wenn mittlerweile beinahe jedes zweite Kind und jeder zweite Jugendliche in der Stadt einen Migrationshintergrund hat.

EINZELKIND ODER GESCHWISTER

Mehr als jedes zweite Berliner Kind ist ein Einzelkind. Zu zweit ist der Nachwuchs bei einem Drittel der Familien, lediglich bei einem Zehntel gibt es zwei oder mehr Geschwister.

KITAS

In der Stadt gibt es mehr als 2300 Kitas, und fast jedes Berliner Kind geht von seinem dritten bis zum sechsten Geburtstag dorthin. Bei den jüngeren Kindern sind es weniger als die Hälfte. Annähernd 6000 Kinder werden von Tagesmüttern umsorgt, und mehr als 8000 Berliner Mütter und Väter erhielten im zweiten Quartal dieses Jahres das nun abgeschaffte Betreuungsgeld.

SCHULE

Zur Schule gehen die Jungen und Mädchen an nahezu 800 Standorten. Ungefähr 330.000 Schüler waren das im vergangenen Schuljahr. Fast die Hälfte von ihnen ging noch auf die Grundschule, die Älteren teilen sich hauptsächlich Gymnasien und integrierte Sekundarschulen. Die Abiturienten erreichten dieses Jahr einen Durchschnitt von 2,4.

SPORT

Der beliebteste Sport ist – wie sollte es in Deutschland anders sein – der Fußball mit mehr als 50.000 Vereinsmitgliedern unter 18 Jahren. Turnen und Schwimmen folgen mit 30.000 und 15.000 Jungen und Mädchen. Kurios: Auch der Moderne Fünfkampf wird in Berlin von Kindern und Jugendlichen trainiert, und zwar von exakt 116.

SPIELPLÄTZE

Berlins neuer Flughafen BER wird, wenn er denn einst fertig ist, 1500 Hektar einnehmen. Mehr als ein Fünftel dieser Fläche bedeckt auch die Gesamtheit der öffentlichen Spielplätze. Die meisten der knapp 1800 Standorte sind in Mitte zu finden – genau 270. Reinickendorf auf dem letzten Platz hat nahezu 200 weniger. Darunter sind nicht nur Anlagen mit Kletternetz und Rutsche, sondern auch knapp 250 Skateparks, Bolzplätze und Basketballfelder. Aber die Zahl der Spielplätze sagt noch nichts über ihre Qualität aus. In vielen Bezirken fehlt das Geld, sie ordentlich zu unterhalten. Immer wieder werden Spielgeräte oder auch ganze Plätze gesperrt.

MUSIKSCHULE

Fast 40.000 Berliner Kinder und Jugendliche gehen regelmäßig zu einer öffentlichen Musikschule. Ganz klar am beliebtesten ist das Klavier, gefolgt von der Gitarre. Die Blockflöte wurde mittlerweile vom Saxophon überholt. Sänger und Ensembles müssen sich in der Statistik hinten anstellen.

ELTERN

Von den Berlinern, die im vergangenen Jahr Eltern wurden, war die Hälfte unverheiratet. Ungefähr ein Drittel der Kinder wird nur von einem Elternteil großgezogen – und das ist in neun von zehn Fällen die Mutter. Die meisten Alleinerziehenden leben in Charlottenburg-Wilmersdorf, dicht gefolgt von Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf. Die meisten Familien mit vier oder mehr Mitgliedern leben in Mitte, die wenigsten in Spandau.

ARMUT UND GEWALT

Das größte Berliner Problem ist noch immer, dass viele Kinder von Armut gefährdet oder betroffen sind – der Kinderschutzbund geht von einem Drittel aller Kinder aus. Besonders hoch ist das Armutsrisiko für alleinerziehende Eltern und somit auch für deren Nachwuchs. Auch ganze obdachlose Familien gibt es in der Stadt: Vor zehn Jahren waren es etwa 800, seitdem wurden keine Zahlen mehr erhoben. Zudem sind Kinder auch Opfer von Gewalt oder Vernachlässigung. Die Berliner Behörden gingen im vergangenen Jahr nahezu 12.000 Hinweisen auf Gefährdung des Kindeswohls nach.

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