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Familienforum

© Uwe Steinert

Familienforen: Besser leben in Neukölln: Jetzt sind die Familien gefragt

Rund 50 Väter und Mütter waren der Einladung des Berliner Beirats gefolgt. Bei der Auftaktveranstaltung wurde über die Probleme im Kiez diskutiert

Sabha Othmann kann sich nur schwer für eine der Arbeitsgruppen entscheiden. „Bildung, Wohnungsmarkt, kulturelles Zusammenleben in Neukölln – die Themen sind alle wichtig“, sagt die Mutter von fünf Kindern. Ein zustimmendes Raunen geht durch die Reihen im Interkulturellen Zentrum Genezareth in Neukölln. Vielen der etwa 50 Mütter und Väter geht es wie Sabha Othmann. Sie alle wollen bei der Auftaktveranstaltung der „Familienforen“ des Berliner Beirats für Familienfragen über ihre Bedürfnisse im Kiez diskutieren. Die Ergebnisse des unabhängigen und parteiübergreifenden Gremiums sollen in den Familienbericht 2010 einfließen, den der Senat in Auftrag gegeben hat.

„Ich habe im Nachbarschaftsheim Neukölln den Aushang gesehen“, sagt Alexander Nöhring. Der ehemalige Student lebt seit eineinhalb Jahren in Neukölln, ist gerade in Elternzeit. „Es ziehen immer mehr junge Leute hierher“, sagt Nöhrig. Die soziale Kluft in seinem Kiez werde immer größer, die Mietpreise steigen ebenso wie die Vorurteile vieler Vermieter gegen Migranten. Diesen Trend hat auch Sabha Othman beobachtet. „Viele Familien müssen aus ihren zu teuer gewordenen Wohnungen raus, finden aber keine neue, weil sie wegen ihrer vielen Kinder und ihrer Herkunft nicht gewünscht sind.“

Dann ziehen sich die Teilnehmer in sieben Arbeitsgruppen zurück. Die meisten haben sich für „Kulturelles Zusammenleben mit und ohne Migrationshintergrund“ entschieden, dicht gefolgt von „Bildung“. „Ich mag Neukölln, aber ich mache mir Sorgen, wenn ich daran denke, wo meine Tochter hier später zur Schule gehen soll“, sagt Seybeta Binici. Ein Vater erzählt, dass er genau deshalb weggezogen sei und in Neukölln nur noch arbeite.

„Wir wollen einen Familienbericht, der nicht über, sondern gemeinsam mit den Familien entsteht“, sagt der Vorsitzende des Familienbeirats, Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD). Dafür hatte der Beirat im vergangenen November einen vierwöchigen Online-Dialog gestartet. 2800 Besucher hatte die Seite „Zusammenleben-In-Berlin“, jedoch nur 316 aktive Teilnehmer. Diese forderten vor allem mehr Erzieher in Kitas und Horten sowie kleinere Schulklassen. Dieses Ergebnis sei nicht repräsentativ, sagt Ratsmitglied Emine Demirbüken-Wegner (CDU). „Die Bürger, die wir hauptsächlich erreichen wollten, haben nicht teilgenommen.“

Der Rat setze jetzt auf die Ergebnisse aus den Familienforen. Weitere fünf Treffen werden in den kommenden Monaten in Pankow, Steglitz-Zehlendorf, Spandau, Marzahn-Hellersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg stattfinden. „Sie müssen wirklich die Basis erreichen. Wir dürfen die Chance auf konkrete Lösungen nicht vertun“, sagt Demirbüken-Wegner.

Wenn die Jordanierin Sabha Othmann einen Wunsch frei hätte, dann wären das mehr kostenlose Sport- und Freizeitangebote in Neukölln. Ihre Tochter würde beispielsweise gerne ein Instrument spielen. Doch die Gesamtschule, die das Mädchen besucht, biete solche Kurse nicht an. Gerade große Familien müssten den Kindern ihre Musikwünsche oft abschlagen. Othmann: „Das ist zu teuer.“

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