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Kroatien-Fans Monaco

© Frank Graef

Fanfest: Freude und Frust in Berlin

Kroatien im Freudentaumel. Ob in Wilmersdorf, Schöneberg oder am Kudamm: Blau-Rot-Weiß dominierte gestern die Stadt nach dem EM-Spiel Deutschland gegen Kroatien.

Berlin diesmal in Blau-Rot-Weiß: Nachdem die Kroaten den Deutschen gestern eine Packung verpassten, trafen sich die Fußballfans unter anderem zur traditionellen Open-Air-Feier auf dem Kurfürstendamm. Weil einige Fans „siegestrunken über die Stränge schlugen“, wie es bei der Polizeipressestelle hieß, gab es vereinzelte Festnahmen. Da waren - nicht saisongemäß und deshalb nicht erlaubt - Feuerwerksböller gezündet worden, hier und dort Anordnungen der Polizisten nicht Folge geleistet worden.

Dennoch ging es überwiegend friedlich zu bei den Siegesfeiern in der West-City. Schon früh sperrte die Polizei die Straßen nahe dem Ku’damm ab, allein Autos mit kroatischen Fußballfans und vereinzelt auch Fahrzeuge mit türkischen Fahnen wurden durchgelassen. Nur die Kreuzung am Neuen Kranzler-Eck war eine Insel deutscher Fans, die vereinzelte Autos mit schwarz-rot-goldener Beflaggung anfeuerten. Der Verkehr brach zusammen, doch ging es friedlich zu.

Heftig gefeiert wurde jedenfalls im Wilmersdorfer Café King an der Rankestraße, dessen Inhaber aus Kroatien stammt. Sogar die TV-Übertragung kam vom kroatischen Fernsehen. Die beiden Tore ließen die Stimmung so überborden, dass die Polizei anrückte – zum Schutz der Fans und ihrer mitgebrachten Kinder. Die Beamten stoppten Leichtsinnige, die mitten auf der Straße feierten, obwohl diese nicht für den Verkehr gesperrt war.

Keine Fanmeile in Berlin. Dafür ist Wowereit in der Schweiz.

Ganz anders die Stimmung in der wenige hundert Meter entfernten Fußballkneipe „Hanne am Zoo“ an der Joachimstaler Straße. Voll war es auch dort, das Personal trug Schwarz-Rot-Gold. Eigentlich bot das Lokal des einstigen Hertha-BSC-Spielers Hans Weiner beste Voraussetzungen zum Mitfiebern bei Bier, Currywurst und Bratkartoffeln mit Spiegelei. Doch bald wurden die Gäste sehr still. Vorbeikommende Touristen fragten nach dem Spielstand und gingen dann kopfschüttelnd weiter.

Falls es nach dem Spiel gegen Österreich am Montag noch Grund zum Feiern geben sollte für Fans der deutschen Mannschaft – der Senat gönnt den Berlinern die Fanmeile am Brandenburger Tor erst ab 23. Juni. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat es besser: Er reist heute nach Bern, um sich als Gast des Stadtpräsidenten das Spiel Niederlande gegen Frankreich live anzusehen; am 16. Juni besucht er den Wiener Bürgermeister und sieht die Partie gegen Österreich.

Viele fußballbegeisterte Arbeitnehmer nehmen dieser Tage frei. Klar im Vorteil waren die Mitarbeiter des Handy-Klingeltonproduzenten Jamba am Alex: „Einer unserer Geschäftsführer ist selbst ein Riesenfan“, sagte Sprecherin Juliane Walther. Um 18 Uhr wurde an eine Großbildleinwand im Konferenzraum eingeladen – wie im nahen Firmensitz der Wall AG an der Friedrichstraße. Bei der BSR gab es zwischen vielen Mitarbeitern Dienstabsprachen. Glück hatte auch, wer in einem Betrieb mit Gleitzeit tätig ist – etwa bei Siemens, der Gasag, den Wasserbetrieben oder dem Musiklabel Universal Music. In den Wasserwerken waren Aufsichtskräfte sogar zum Fußballschauen verpflichtet, um den Leitungsdruck nach dem Abpfiff zu erhöhen. CD/sib/kög

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