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Berlin: Fang den Spion!

S-Bahnbrücke Karl-Liebknecht-Straße, gegen 11 Uhr 15: Zwei verdächtige Autos fahren Richtung Westen. Ein Passat, blaumetallic.

S-Bahnbrücke Karl-Liebknecht-Straße, gegen 11 Uhr 15: Zwei verdächtige Autos fahren Richtung Westen. Ein Passat, blaumetallic. Auf dem Kennzeichen stehen nur Zahlen; wahrscheinlich der Code für eine geheime Anweisung. Fast parallel rollt lautlos einer dieser dunklen Daimler mit Klimaanlage. Überall sind schwarze Limousinen zu sehen. Alleine oder in Kolonne. Immer sitzt nur eine Person am Steuer. Merke: Agenten bilden keine Fahrgemeinschaften.

600 CIA-Special-Agents haben sich in das Weichbild der Stadt einsickern lassen, um ihren Präsidenten auf dem laufenden zu halten. Niemand weiß, wer sie sind. Niemand weiß, wo sie sind. Niemand weiß, wie sie aussehen–halt! Natürlich weiß jeder, wie CIA-Agenten aussehen. Schwarzer Anzug, schwarze Sonnenbrille, käsige Gesichtsfarbe (weil sie sich zu viel in Bars und Tiefgaragen herumtreiben). Bei schwüler Hitze sind Agenten am leichtesten zu enttarnen, weil sie ihre Jacketts nicht ausziehen dürfen. Darunter ist ja das Schießeisen.

Die Beschreibung trifft genau auf diesen kleinen untersetzten Mann zu, der gegen 12 Uhr 10 am Hotel Unter den Linden entlang watschelt, sich zum Eingang wendet, dann die Karte des Restaurants ausforscht. Am Bordstein stehen die Wannen und Bullis der Bereitschaftspolizisten. Der Mann setzt sich.

Sein Verfolger, das bin ich, muss schnell sein Fahrrad anschließen, um die Observation aus der Nähe fortsetzen zu können. Das Anschließen dauert etwas, da sich nicht gleich eine Laterne findet. Zwei Minuten später ist der Mann spurlos verschwunden. Damit ist er eindeutig als CIA-Special-Agent überführt. Merke: Verfolge niemals einen Agenten mit dem Fahrrad.

Auf dem Platz vor dem Hotel läuft schon wieder eine verdächtige Person–zur Camouflage in Jeans und Muskelshirt. Aber die Sonnenbrille verrät ihn, und sein bulliger Körperbau. Offensichtlich der Mann fürs Grobe. Am Nordende des Platzes trifft er eine Frau mit langen schwarzen Haaren und engem Kleid. Sie setzen sich ins Café „Catherines“ in der Mittelstraße, 50 Meter von der Polizei-Absperrung entfernt. Der Verfolger setzt sich schräg hinter sie, schnappt sowas wie „am Bahnhof“ auf und muss enttäuscht feststellen, dass der Agent stark berlinert. Dennoch bleibt ein Rest-Verdacht bestehen: Das Paar steht plötzlich ohne zu bestellen auf.

Fernsehturm, 13 Uhr 15. Drinnen werden Feldstecher vermietet. Die Dame mit russischem Akzent behauptet, bisher sei noch kein CIA-Agent vorbeigekommen.

Draußen steht ein Schwarzer mit Sonnenbrille und blauem Hemd. Er steht nur da und macht sich verdächtig. Weitere Ermittlungen ergeben, dass er Deutsch spricht, aus Kamerun kommt und George W. Bush für einen Kriegstreiber hält.

Eine hervorragende Tarnlegende. loy

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