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Fanmeile: Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes

Einen Tag nach der Amokfahrt eines Mannes auf der Berliner Fanmeile geht die Polizei von einer vorsätzlichen Tat aus. Der Tatverdächtige sollte noch heute einem Haftrichter vorgeführt werden.

Berlin - Die Zahl der Verletzten bei dem Zwischenfall erhöhte sich derweil auf 26. Der bei der Amokfahrt schwer verletzte elfjährige Junge hat nach Angaben des Sprechers eine Gehirnerschütterung und Rippenbrüche erlitten.

Das Motiv des Tatverdächtigen ist weiter unklar. Der Deutsche indischer Abstammung sei von der Mordkommission vernommen worden, sagte der Sprecher. Die unbeteiligte Beifahrerin, bei der es sich möglicherweise um die Mutter des Mannes handelt, sei dagegen wieder auf freiem Fuß. Der Mann hatte mit seinem Pkw am Sonntagnachmittag Absperrungen durchbrochen und war auf die WM-Fanmeile gerast. Ein Anschlag wurde inzwischen ausgeschlossen.

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) stellte klar, das Sicherheitskonzept für die Fanmeile werde nicht grundsätzlich geändert. Solche Taten seien nicht komplett auszuschließen. Deshalb mache es keinen Sinn, derartige Veranstaltungen mit Stahlbetonbarrieren zu schützen. Erst Ende Mai war ein 16-Jähriger bei der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofes Amok gelaufen und hatte zahlreiche Menschen mit einem Messer verletzt.

Nach Polizeiangaben hatte der mutmaßliche Amokfahrer aus Richtung Potsdamer Platz kommend mit einem silbergrauen VW Polo zuvor zunächst die äußere Absperrung in Höhe der Haupttribüne am Brandenburger Tor durchbrochen. Laut Körting fuhr der Pkw dann in Schlangenlinien auf das Brandenburger Tor zu. Dabei soll der 33-Jährige Zeugenaussagen zufolge noch einmal Gas gegeben haben. Nach etwa 300 Metern kam der Wagen zum Stehen.

Zum Glück nur wenige Menschen auf der Fanmeile

Unter den Verletzten waren auch Touristen aus den Niederlanden, Australien und Argentinien. Am Sonntag hatte die WM spielfrei. Deshalb waren nur recht wenige Menschen auf der Fanmeile. Auf dem Areal schauen sich seit Beginn der Fußball-WM jeden Tag Zehntausende Menschen die Spiele an und feiern ausgelassen. Bei den Begegnungen der deutschen Nationalmannschaft kamen Hunderttausende Fußballfans.

Körting sagte, der Tatverdächtige sei Deutsch-Inder. Sein Motiv sei noch unklar. Er habe aber sicherlich Menschen verletzten und Aufmerksamkeit erregen wollen. Als der 33-Jährige aus dem Auto gezerrt wurde, soll der Mann "Kawumm" gerufen haben. Doch Sprengstoff hatte er nicht dabei.

Der betroffene Bereich der Fanmeile wurde zunächst weiträumig abgesperrt, später jedoch wieder geöffnet. Das Unterhaltungsprogramm wurde fortgesetzt. Auch das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin wollte wie geplant am Abend auftreten. Das Konzert ist der Abschluss des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur WM.

Erst am Samstag hatten rund 200.000 Fußballfans auf Deutschlands größter Fanmeile die TV-Übertragungen der beiden letzten Begegnungen im WM-Viertelfinale verfolgt. Dabei gab es - wie auch an den Spieltagen zuvor - keine besonderen Vorkommnisse. Nach dem Erfolg der deutschen Mannschaft am Freitag gegen Argentinien soll die Fanmeile für die ausstehenden Matches der deutschen Elf vergrößert werden. (tso/ddp/AFP)

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