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Fast täglich Stau: Britzer Tunnel überlastet

Fast täglich gibt es Staus auf der Stadtautobahn vor dem Britzer Tunnel. Und die Verlängerung der A 100 bringt noch mehr Verkehr.

Die Stadtautobahn hat die Grenzen ihrer Kapazität erreicht. Fast an jedem Werktag musste im vergangenen Jahr vor dem Tunnel Ortskern Britz zeitweise eine Spur gesperrt werden, um Stau im Tunnel zu verhindern: 227 Mal – fast doppelt so oft wie noch 2009. Die Zahl der kurzzeitigen Vollsperrungen des Tunnels wegen zu starken Verkehrs hat sich von 19 auf 39 sogar mehr als verdoppelt. Betroffen ist stets die stadteinwärtige Richtung, also der morgendliche Berufsverkehr.

Die Zahlen hat die Stadtentwicklungsverwaltung auf Anfrage der Grünen-Abgeordneten Claudia Hämmerling mitgeteilt. Demnach rollten 2009 täglich rund 106 000 Fahrzeuge durch die Zählstellen nahe der Ein- und Ausfahrt des Tunnels.

Die Bündelung des Verkehrs auf der Stadtautobahn ist politisch gewollt und dient Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) als wesentliches Argument für die umstrittene Verlängerung der A 100 zum Treptower Park. Allerdings bestärken die neuen Zahlen die Kritiker. Denn im Planfeststellungsbeschluss, also der Baugenehmigung für das 420-Millionen-Euro- Projekt, gehen die Planer von rund 136 000 Fahrzeugen aus, die auf dem neuen Abschnitt von und nach Neukölln unterwegs sein werden. Wie viele von ihnen ihnen vor dem Tunnel über die A 113 Richtung Schönefeld fahren und wie viele durch den Britzer Tunnel, steht nicht im Planfeststellungsbeschluss. Angenommen, drei Viertel wollen von der neuen Autobahn weiter auf der A 100 durch die Stadt, würde sich der Verkehr im Tunnel noch einmal verdoppeln.

Die Flughafengesellschaft befürwortet dennoch die Verlängerung der A 100 – auch „weil die Hauptverkehrsströme vom und zum Flughafen eher antizyklisch sind“, wie Sprecher Leif Erichsen sagt: „Morgens fahren Passagiere und Mitarbeiter raus nach Schönefeld, während die Pendler in die Stadt hinein wollen.“ Zudem werde dank des neuen Bahnhofs unter dem Terminal rund die Hälfte der Passagiere mit Regionalzügen oder S-Bahn zum Flughafen BBI kommen. Zurzeit nutze in Tegel nur rund jeder Vierte die BVG-Busse, in Schönefeld nehme bereits jeder Zweite die Öffentlichen.

Die Grüne Hämmerling fürchtet vor allem, dass die neue Autobahn zusätzlichen Lkw-Transitverkehr in die Stadt lockt, weil die Strecke kürzer und wegen der Mautpflicht billiger ist als die Tour über den Berliner Ring. Die Stadtentwicklungsverwaltung bezeichnet die Frage nach dem Durchgangsverkehr als „ausgesprochen schwierig“; es gebe bisher keine entsprechende Untersuchung. Der Wunsch des Senats, auf den innerstädtischen Autobahnstücken die Maut zu erhöhen, scheitert am Bundesverkehrsministerium. Nun hofft die Verwaltung, dass das Stadtstraßennetz jenseits des Treptower Autobahnendes „nur sehr begrenzt attraktiv“ für Transit-Lkw sei. Hämmerling bezeichnet diese Auskunft als „dreist“, weil sie so vage sei. Gerade für die Nächte erwarte sie, dass Lastwagen die Abkürzung durch die östliche Innenstadt nehmen werden – mit dramatischen Folgen für die Anwohner. Sie will die Erkenntnisse ihrer Anfrage nutzen, um die Gegner der Autobahnverlängerung für den Prozess vor dem Bundesverwaltungsgericht zu munitionieren. Stefan Jacobs

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